Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 202 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 202 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

Bild der Seite - 202 -

Bild der Seite - 202 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

Text der Seite - 202 -

Kapitel 2: Der Regensburger Reichstag202 der er Pflugs Bericht ergänzte, treffend beschrieben370. An sich müsse der Kö- nig eine Entscheidung fällen und könne sie nicht dem Präsidenten überlassen, denn es sei „one allen zweifel die höchst und wichtigist handlung, die E. Mt. in der ganntzen administration des reichs haben mögen“. Da nach Selds Urteil bei den Teilnehmern am Colloquium keine Kompromißbereitschaft mehr zu er- kennen war, sagte er als Folge jeder vom König getroffenen Entscheidung vor- aus, daß diejenige Partei, welcher er nicht recht gebe, sie nicht annehmen und zum Bruch treiben werde. Selbst wenn der König einen Mittelweg erdächte, der die Fortführung ermögliche, sei fraglich, ob sich beide Parteien darauf einlassen würden, zumal die Katholiken der Meinung wären, durch die Zerstrittenheit der anderen Seite einen großen Vorteil erlangt zu haben, den sie nicht aus der Hand geben wollten371. Eine Suspendierung oder Vertagung würden sie wohl akzeptieren, jedoch würden das die Protestanten propagandistisch ausnutzen. Ohnehin werde Ferdinand den Vorwurf der Parteilichkeit seitens der Prote- stanten kaum vermeiden können, denn im Grunde würden sie ihn nur dann als „richter und obmann“ akzeptieren, wenn er „für sie und wider die catholisch sprechen wurd“. Einen Ausweg aus der schwierigen Situation sah Seld nicht und mochte nur noch eine göttliche Erleuchtung Ferdinands erflehen. Und doch scheint er noch einen Funken Hoffnung für die Fortsetzung gehabt zu haben, denn abschließend regte er an, das Präsidium um einen weiteren Rat zu verstärken, denn je mehr Vertreter des Königs anwesend wären, „je mehr es dannocht ains thails trosts und ains thails ansehens macht“372. Als Seld drei Tage später sein privat geführtes Protokoll über die bisherigen Verhandlungen an Ferdinand schickte, vermutete er, daß die Protestanten entweder die Rück- frage des Präsidenten beim König oder dessen Resolution abzulehnen gedäch- ten, womit „E. Mt. die mue erspart, aber sonst das colloquium gewisslich darob zerschlagen“ werde; denn wenn die Entscheidungen weder beim Kaiser als dem Haupt noch beim Präsidenten „besteen solt, so wesst ich in meiner einfalt nitt wie den sachen alsdann zu helffen“373. Die Antwort des Königs, dessen engster Berater Seld 15 Monate später wer- den sollte, fand aber nicht seinen Beifall, vielmehr meinte er, sie führe zurück in das „alte Labyrinth“374. Ferdinand hütete sich in seinem an Pflug und die As- sessoren gerichteten Schreiben375, über jene Streitpunkte, die den akuten Kon- flikt verursacht hatten, autoritativ zu entscheiden. Zwar ließ er durchblicken, daß er die Forderung der katholischen Theologen nach Klarstellung, wer auf der anderen Seite eigentlich die Confessio Augustana vertrete, im Prinzip für berechtigt hielt; und die Bemerkung, sofern die Evangelischen bei den weiteren 370 Selds Schreiben v. 27.10.1557 in HHStA Wien, RK RelA 27, fol 218–224; längere Passagen bei Bundschuh, S. 493 Anm. 50 u. S. 494 Anm. 51, dort auch das erste Zitat. 371 fol 221v 372 Die beiden letzten Zitate fol 222v bzw. fol 224r 373 HHStA Wien, RK RelA 27, fol 315r-316v: Seld an F., Worms, 30.10.1557 (Eigh. Or.), das Zitat fol 315v. 374 Goetz, Beiträge S. 93: Seld an Herzog Albrecht, Worms, 24.11. 1557 375 Konzept mit Verbesserungen von Jonas in HHStA Wien, RK RelA 28, fol 8r-10r; ebda, fol 2r- 4v eine Kopie. Moderne Edition bei Pollet, Corr. 4, S. 329–331; alter Druck bei Goldast, Reichshändel, S. 740f CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
zurück zum  Buch Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V."
Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Ferdinand I. als Kaiser