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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 216 -
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Kapitel 3: Die Übernahme des Kaisertums 1556/58216 So kolportierte er einmal, Maximilian habe sein Kommen nach Brüssel an die Bedingung geknüpft, daß der Kaiser vorbehaltlos die Administration des Rei- ches an Ferdinand übergebe – nichts wollte Karl ja lieber –, behauptete etwas später, Ferdinand habe den Kaiser inständig um die Abdankungsgesandtschaft zum Reichstag gebeten – das Gegenteil war der Fall –, und spekulierte über angebliche Ländertauschprojekte der Habsburger, von denen gerade Maximili- an profitieren solle56. Welche persönlichen Hoffnungen Maximilian in dieses Treffen mit dem Kaiser gesetzt hat, kann hier dahingestellt bleiben. Jedoch hatte er den Auftrag, im Sinne seines Vaters auf Karl einzuwirken. Tatsächlich führ- ten die Gespräche des Kaisers mit seinem Neffen und Schwiegersohn Ende Juli zu einem Übereinkommen57, das Ferdinands Auffassungen voll berücksichtigte. Die Zeit drängte auch, denn diesmal wollte Karl die letzte günstige Reisezeit des Jahres im Herbst nicht mehr verpassen. Karl akzeptierte endlich Ferdinands Ansicht, daß es für die Übertragung des kaiserlichen Amtes spezifischer Verhandlungen mit dem Kurfürstenkollegium bedurfte, bevollmächtigte seinen Bruder, die erforderlichen Vorgespräche zu führen, und überließ es ihm, Ort und Zeitpunkt für einen Kurfürstentag nach Gutdünken zu bestimmen58. Die notwendigen Dokumente für die kaiserlichen Vertreter bei der geplanten Staatsaktion – Karl bestimmte dazu den Prinzen Wilhelm von Oranien, seinen letzten Reichsvizekanzler Seld und den Sekretär Wolf Haller – sollten noch vor der Abreise Karls nach Spanien ausgestellt wer- den, damit die Gesandtschaft jederzeit abrufbar wäre. Da jedoch auch Maximi- lian kein Signal seines Vaters mitgebracht hatte, daß dieser seine bisher ableh- nende Haltung zu revidieren und auch den Kaisertitel zu übernehmen bereit wäre, mußte letztlich offengelassen werden, wie weit die den Kurfürsten zu unterbreitende Übertragung der Kaiserherrschaft auf Ferdinand reichen sollte. Mit einem Dreistufenplan, der in drei Versionen für die Instruktion der kaiser- lichen Gesandtschaft seinen Niederschlag finden sollte, wurde dem König wichtiger Ermessensspielraum zugestanden. Am weitesten ging die – Karls eigentliches Ziel zum Ausdruck bringende – Variante, daß die Kurfürsten der Resignation Karls von Titel und Regierung (tiltre et administration) zustimmen („verwilligen“) sollten, die mithin auf Fer- dinand übergehen würden. Aber dieses „Maximalprogramm“ konnte nur zum Zuge kommen, wenn sich Ferdinand doch noch vorher einverstanden erklärte. Falls es nicht realisierbar wäre, wollte Karl – so die mittlere Stufe – zwar Na- men und Titel des Kaisers weiterführen, aber die volle Regierungsgewalt unwi- 56 Badoers Berichte bei Brown 6,1, S. 396, 445, 531, 541; sie sind vor allem von Holtzmann, S. 260f. u. S. 282f allzu unkritisch referiert worden. Delfinos Berichte sind kaum besser (NB I 17, S. 229ff, 249ff, 294ff). 57 Die Verhandlungen wurden im engsten Kreis geführt, selbst ein so vertrauter Mitarbeiter wie Seld erfuhr nichts – jedenfalls hat er das behauptet (Goetz, Beiträge, S. 41 Anm. 1).- Am 26. Juli wußte Venedigs Gesandter Badoer, daß der Kaiser und Maximilian bei ihren Beratungen ein Er- gebnis erzielt hätten, das in Zukunft gute Beziehungen zwischen den Gliedern des Hauses Habsburg gewährleisten solle; was er über den Inhalt erfahren haben wollte, war indessen wie- der unzutreffend (Brown 6,1, S. 544). 58 Hierzu und zum folgenden Lanz, Corr. 3, S. 707–709 und S. 710–712 sowie Turba, Beiträge 3, S. 314–316; vgl. Lutz, Christianitas, S. 477f. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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