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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 266 -
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Kapitel 4: Der Streit mit Papst Paul IV. – Neue Begründung des Kaisertums266 dua, William von Ockham und Gerson hat Seld in diesem Brief zwar auch er- wähnt, aber nur der letztgenannte ist von ihm ausdrücklich zitiert worden59. Als besonders hilfreich hervorgehoben hat Seld das Geschichtswerk des Aven- tinus, das anonyme „Somnium viridarii“ sowie den Traktat „De juribus Impe- rii“ von Lupold von Bebenburg, dessen klare Argumentation ihn sehr erstaunt habe60. Diese Bemerkung erweckt den Eindruck, als ob er Lupold von Beben- burg gerade „entdeckt“ hatte. Das erscheint merkwürdig, da der Traktat den deutschen Humanisten zu Beginn des Jahrhunderts durchaus vertraut war, Wimpfeling hatte ihn 1508 in Straßburg mit einer Vorrede von Sebastian Brant publiziert61. Sollten Seld – und ebenso Ferdinand selbst – erst durch die Provo- kation aus Rom zur Beschäftigung mit den Kämpfen zwischen Kaiser und Papst im 14. Jahrhundert veranlaßt worden und zur Rezeption ihrer theoreti- schen Seite gekommen sein62? Ferdinands Kenntnisse der Reichsgeschichte waren vermutlich nicht allzu tief. Als er Seld beauftragte, wies er ihn zwar in allgemeinen Wendungen auf Konflikte seiner habsburgischen Vorgänger im 15. Jahrhundert mit der Kurie hin63; aber dazu hat Seld nur die nicht ins Grund- sätzliche reichenden Streitigkeiten im Umfeld des Wiener Konkordats gefun- den. Im Hauptteil des Memorandums gehören die im 14. Jahrhundert von Ludwig IV. und den Kurfürsten vertretenen Rechtspositionen zu den Funda- menten der Argumentation Selds. Für die historischen Vorgänge hat er mehr- mals aus Aventins „Annales“64 das einschlägige Buch 7 als Beleg herangezogen und für die reichsrechtliche Position Lupold von Bebenburg. Doch wahrt er gegenüber letzterem durchaus seine Selbständigkeit, beispielsweise bei der Be- wertung der Krönung oder durch die Verwertung des von Lupold in seinem Traktat nicht berücksichtigten berühmten Gesetzes „Licet juris“ von 133865. Bei dem „Somnium viridarii“ handelt es sich um eine Kompilation, die mit großer Wahrscheinlichkeit etwa 1376 in der Umgebung des französischen Kö- nigs Karl V. entstanden ist66 und teils politische Pamphlete aus dem Streit zwi- schen Philipp IV. von Frankreich und Papst Bonifaz VIII., teils aus der Umge- bung Ludwigs des Bayern verwertet hat, darunter auch gewichtige Stücke aus dem „Defensor pacis“ des Marsilius von Padua und aus den Schriften Ock- hams67. Deren Gedanken sind also zumindest auf diesem Umweg zu Seld ge- langt und in sein Gutachten eingeflossen, obwohl ausdrückliche Berufungen auf diese Schrift relativ selten vorkommen. An etlichen Stellen setzt er sich kritisch mit einer „Neuerscheinung“, dem 1540 in Rom publizierten „Amplissimus tractatus de Imperatore“ von Restaurus Castaldus auseinander, der die hiero- kratische Position verteidigte und den Kaiser zwar als „universalen Herrscher, 59 fol 7r/ S. 170 60 Vogel, S. 37f 61 Vgl. Meyer, Lupold, S. 232f; Burckhardt, S. 209; Klippel, S. 131ff 62 In diese Richtung weist die Bemerkung eines bayerischen Rates, Seld habe um die Schriften aus dem Streit Ludwigs des Bayern mit Papst Johannes gebeten (Goetz, Beiträge, S. 128 Anm. 1). 63 BHStA München, Kurbayern ÄA 4306, fol 246r: F. an Seld, Wien, 12.8.1558; vgl. Vogel, S. 36 64 Zu Aventins Werk vgl. Fueter, S. 194ff 65 Stengel, S. 221 66 Royer, S. 4; Merzbacher, S. 57f 67 Royer, S. 57ff u. S. 154ff. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
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