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DIE PRIVATBIBLIOTHEKEN FRANZ’ I. UND FERDINANDS I. 1835–1848 71
Einbands als Geschenke an den Kaiser beziehungsweise durch handschriftli-
che Eintragungen des Monarchen als sein persönliches Eigentum erkennbar
(104 Titel) oder entstammen dem Büchernachlass von Kaiserin Maria Lu-
dovika (68 Titel), was in allen Fällen eine Aussonderung und Verschenkung
unschicklich macht. Sie werden im Verzeichnis mit einem „O“ markiert und
zurückbehalten.153 Unter den Kupferstichen werden 181 Blätter als Dublet-
ten identifiziert. Bei den Landkarten nennt Khloyber keine Zahl, es verwun-
det ihn nur, dass die 3.300 Blätter umfassende franziszeische Sammlung
dennoch einige der 168 Blätter aus dem Bestand Ferdinands nicht enthielt.
Im Vortrag an den Kaiser vom 30. März 1836 bittet Khloyber sich der Hilfe
Blumenbachs für die Aushebung der Dubletten nicht nur donnerstags, son-
dern bis zur Vollendung der Arbeiten täglich bedienen zu dürfen, womit die
Sache seiner Ansicht nach in acht bis neun Tagen erledigt wäre – was auch
genehmigt wird.154 Dieser Hinweis kann hinsichtlich der Rolle und Funk-
tion Blumenbachs als weiteres Indiz dafür gelten, dass er Khloyber nicht
unterstellt war und der Bibliotheksvorsteher seine Dienste nicht ohne kai-
serliche Erlaubnis in Anspruch nehmen konnte. Das Platzproblem, das einer
physischen Zusammenführung der Bestände bisher im Wege stand, kann
mit dieser Ausdünnung jedoch nicht in der erhofften Weise behoben werden,
dezimiert sich der Bestand der ferdinandeischen Privatbibliothek Khloybers
Rechnung zufolge doch lediglich um etwa ein Sechstel.
Am 17. November 1836 erteilt der Oberste Kanzler der k. k. vereinigten
Hofkanzlei Anton Friedrich Graf Mittrowsky die weiteren Anweisungen zur
Verteilung der Dubletten. Bei der Auswahl der Institute habe man auf die
„erst neugegründeten öffentlichen Anstalten, und auf die ärmeren öffentli-
chen Bibliotheken, mehrere Rücksicht als auf die alt bestehenden, mit einem
reichen Bücherschatz bereits versehenen öffentlichen Institute Bedacht ge-
nommen“.155 Berücksichtigung finden die Universitätsbibliotheken in Wien,
Graz, Prag und Olmütz, die Lyceal-Bibliotheken in Salzburg, Linz, Klagen-
furt und Laibach, das Joanneum in Graz und das Kaiser-Franz-Museum der
mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der
Natur- und Landeskunde in Brünn. Ursprünglich hatte man auch Werke
für die Universitätsbibliothek in Lemberg vorgesehen (FKB.INV.14a), doch
kamen diese schließlich an die – möglicherweise bedürftiger erscheinende –
Lyceal-Bibliothek nach Linz. Darüber hinaus wählt man die Wiener Akade-
mie der bildenden Künste aus, da deren Bibliotheksbestände „sehr unbedeu-
tend“ seien. Den Künstlern und Studenten der Akademie stünden zwar auch
153 Siehe dazu die Anmerkung an der Innenseite des Einbandes von FKB.INV.14a.
154 FKBA21006, fol. 6v–7r.
155 FKBA21051, fol. 1v.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken