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DIE PRIVATBIBLIOTHEKEN FRANZ’ I. UND FERDINANDS I. 1835–1848 129
gung in Innsbruck, Einweihung der Franzensfeste, Sandhof-Belehnung auf
Schloss Tirol) wiederum nur in Form einer Beschreibung – dem „Denkbuch
der Erbhuldigung in Tirol 1838“ (Innsbruck 1839)432 des Benediktiners und
Historikers Beda Weber – im Sammlungsbestand niederschlägt, ist die Re-
sonanz auf die Reise durch Lombardo-Venetien und die Krönung in Mailand
groß. Oberitalienische Künstler und Schriftsteller taten sich schon im Zeit-
raum vor 1835 durch häufige Einsendungen an die (franziszeische) Privatbi-
bliothek sowie durch Ansuchen um Widmungserlaubnis, Pränumerationen
oder Subskriptionen hervor. Da Ferdinand und seine Gattin vielen Städten
im 1815 gegründeten Königreich ihren Besuch abstatteten (Bormio, Sondrio,
Lago di Como, Monza, Mailand, Pavia, Bergamo, Brescia, Cremona, Man-
tua, Vicenza, Padua, Venedig, Treviso, Udine, Tarvis), war es gewiss zu zahl-
reichen Begegnungen mit Schriftstellern und Künstlern gekommen. Dieser
direkte Kontakt zum Monarchen im Zuge einer Audienz oder im Rahmen
des Besuchs einer wissenschaftlichen oder musealen Einrichtung, führte
entweder zu einer persönlichen Übergabe oder zog eine solche in den Folge-
monaten über den Postweg nach sich. Dreimal wird in den Akten explizit
vermerkt, dass der Referent der Staatskonferenz, Sebastian von Gervay, ein
Konvolut nach Wien zur Aufbewahrung in die Privatbibliothek versendet.433
In seinen Berichten aus Pavia und Bergamo werden die Objekte sogar auf-
geführt, es handelt sich um ein Album berühmter Professoren und Gelehr-
ter der Universität Pavia434, Gedichte über die Fahrt des Kaisers über den
Comer See, eine medizinische Dissertation von Giovanni Maria Zechinelli435,
zwei Landkarten der Provinz Pavia von Giovanni Verri sowie das Werk „Sto-
ria della chiesa di Santa Maria della Croce, eretta fuori della città di Crema“
(Mailand 1824)436. Schon im Vorfeld der Reise hatte etwa Guglielmo Menis
seinen „Saggio di topografia statistico-medica della provincia di Brescia ag-
giuntovi le notizie sul Cholera nell’ anno 1836“ (Brescia 1837)437 überreicht.
Die Cholera hatte in diesem Zeitraum in ganz Mitteleuropa gewütet. Der
Olmützer Fürsterzbischof Ferdinand Maria Graf Chotek etwa hatte sich
angesteckt, als er anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten für Kaiser Ferdi-
nand 1836 in Prag weilte. Er starb dort am 5. September 1836. Die Italien-
reise selbst war verschoben worden, um das Ende der Epidemie abzuwarten.
Während sich Ferdinand in Oberitalien befindet, übersendet der Postdirek-
432 FKBA22031, FRANZ 30.892.
433 FKBA21076, fol. 5r–v (Mailand, 13.09.1838); FKBA21092, fol. 1r (Pavia, 16.09.1838), fol. 2r
(Bergamo, 18.09.1838).
434 Eine Sammlung von Lithografien, vermutlich von Giuseppe Cornienti.
435 Delle dottrine sulla struttura e sulle funzioni del cuore e delle arterie (Padua 1838).
436 FERD 4.349.
437 FKBA21082, FERD 4.274a.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken