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DIE PRIVATBIBLIOTHEK FERDINANDS IN PRAG 1850–1875 139
Prag zu entsenden, um die anste-
henden Tätigkeiten zu koordinieren.
Franz Joseph möge die von seiner
Seite beabsichtigten Bau- und Re-
novierungsmaßnahmen mitteilen,
damit Ferdinand anschließend seine
darüber hinausgehenden Wünsche
anmelden könne. Der abgedankte
Monarch habe etwa die Vergröße-
rung des Schlossgrabens im Sinn,
damit Spaziergänge bis zum Georgs-
tor möglich würden, oder die Errich-
tung eines Glashauses für „warme
und kalte Pflanzen“. Zur Realisie-
rung des letztgenannten Projekts
erbitte man die Anhersendung des
Hofgärtners Franz Antoine (d. J.)
und zugleich um die Erlaubnis, „die
zur ersten Einrichtung nöthigen
Pflanzen aus dem Basteigarten in
Wien und dem Garten in Schönbrunn“ nehmen zu dürfen, „für welche beide
Seine Majestät während Seiner Regierung so viel gethan hat“.481
Parallel zur Wohnsitzfrage ist auch die weitere Organisation des gemein-
samen Hofstaats zu thematisieren, da Ferdinand gleich nach seiner Abdan-
kung den Wunsch geäußert hatte, seinen von jenem Franz Josephs zu tren-
nen. Offiziell wurde der Prager Hof ja vom Hof Franz Josephs mitverwaltet
und die Beamten waren nur zur (besonderen) Dienstleistung bei Ferdinand
abgestellt, was zu Kompetenzkonflikten Anlass gab und in der Folge zu
Machtkämpfen geführt hätte. Aus diesem Grund datiert der diesbezügliche
Befehl des neuen Kaisers an seinen Obersthofmeister Fürst Liechtenstein
wegen Einleitung der hierzu notwendigen Verhandlungen bereits vom 5. De-
zember 1848.482 Wenig später erläutert Obersthofmeister Graf Brandis die
Vorstellungen Ferdinands. Um der kaiserlichen Würde zu entsprechen, die
er sich anlässlich der Thronentsagung ausbedungen hatte, sollte sein Hof-
staat in der damaligen Größe mit einigen wenigen Ausnahmen und Abände-
rungen bestehen bleiben und die Beamten auch keine Gehaltsschmälerun-
gen erfahren, was jährliche Ausgaben von 69.763 fl. 24 kr. C.M. verursachen
würde. Darüber hinaus werde eine Pauschalsumme zur Bestreitung aller
481 Wien, ÖStA, HHStA, OMeA, Kt. 594, Rubr. 130/1, Schreiben vom 08.02.1850.
482 Wien, ÖStA, HHStA, OMeA, Kt. 594, Rubr. 130/1.
Abb. 13: Allegorie auf die Regierungs-
übergabe 1848
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken