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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN424
gängen und den Anlässen der Widmung geordnet, aufbewahrt werden. Da
ferner bei der allerhöchsten Privatbibliothek der leidige Umstand eintrat,
dass Exemplare von literarischen Werken zuweilen incomplett abgegeben
wurden, so dass von manchen bereits lang erschienenen in der Reihe von
Bänden einer oder mehrere fehlen, so liegt es gleichfalls im Interesse eines
ordentlichen und verantwortlichen Gebahrens, diese fehlenden Bände nach-
zuschaffen und sie ganz so wie die vorhandenen adjustieren zu lassen. Alles
dies und die unausweichlichen Nebenauslagen mitgerechnet, die sich bei ei-
ner zweckmäßigen Anordnung ungesucht ergeben, werde ich nicht zu hoch
gegriffen haben, wenn ich mir erlaube, für die allerhöchste Privatbibliothek
einen jährlichen Betrag von 600 fl. in Antrag zu bringen, der etwa in mo-
natlichen oder vierteljährigen Raten aus der allerhöchsten Privatcasse zu
erheben wäre und über dessen Verwendung der Vorstand Rech[pag. 52]nung
zu legen hätte.
Zur nähern [sic] Bezeichnung des Verhältnisses der allerhöchsten Pri-
vatbibliothek zur k k Fideicommissbibliothek muß ich noch erwähnen, dass
keiner der Bibliotheksbeamten, auch den Vorstand nicht ausgenommen,
nach dem Wortlaut ihrer Anstellungsdecrete zu einer Dienstleistung für
die allerhöchste Privatbibliothek verpflichtet ist und auch in den Acten der
Bibliothek findet sich keine Andeutung einer solchen Verpflichtung. In den
Decreten wird der allerhöchsten Privatbibliothek mit keinem Worte gedacht.
Wenn nun in den ersten Jahren der Regierung unseres allergnädigsten
Kaisers, wo die Zuflüsse in die Privatbibliothek wegen der oben berührten
Abgabe der Bücher an die Hofbibliothek gering waren, eine solche Vorsorge
nicht nöthig erschien, da es sich bloß um eine einfache Verzeichnung und
Aufbewahrung der übernommenen Gegenstände handelte, es kann das von
der jetzigen Zeit und der nächsten Zukunft nicht gesagt werden. Jetzt, wo
die allerhöchste Privatbibliothek zu einer bedeutenden Anzahl von Bänden
heranwuchs und für deren Besorgung die volle bibliothekarische Thätigkeit
beansprucht werden muß, scheint es mir nothwendig, dass die Verpflichtung
dazu für alle an der k k Fideicommissbibliothek Angestellten in irgend einer
gelegenen Weise offiziell ausgesprochen werde. Unbeschadet der bereitwil-
ligsten und eifrigsten Fürsorge, die ich in dieser Beziehung für mich und
meine Beamten zusichern kann, halte ich es doch für nicht ganz verträglich
mit der Seiner Majestät unserem Kaiser schuldigen Ehrfurcht, dass ein In-
stitut, welches allerhöchst seinen Namen trägt und einen Theil allerhöchst
Seines Privateigenthums zu besorgen hat, in gewissem Sinne der Gefällig-
keit der Beamten anheimgestellt wird.
[pag. 53] Eure Excellenz!
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken