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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM490
die der Fideikommissbibliothek zukäme, motiviert war, und „der Plan der
Erschließ[un]g der F. F.-Bibliothek für die Öffentlichkeit“.205 Damit sind in
der Tat zwei Themen angesprochen, die für die Entwicklung der Fideikom-
missbibliothek im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert bestimmend wa-
ren und im 2. und 3. Teil dieses Beitrages einer umfassenden Würdigung
unterzogen werden sollen. – Im „Exposé“ wurde außerdem festgelegt, dass
auf den neuen Personalstand das Besoldungsschema der Generaldirektion
anzuwenden wäre und dass die Finanzierung der Fideikommissbibliothek
zukünftig nicht mehr aus dem Fideikommiss-, sondern aus dem Familien-
fonds erfolgen sollte (vgl. Abschnitt 1.1.3). Auch die Ausarbeitung einer
Dienst-Ordnung wurde erwogen. Die Notwendigkeit für eine solche sah Vize-
Generaldirektor Hawerda-Wehrlandt aufgrund gewisser „Missstände“ in
der Sammlung, die unter anderem die Ankaufspolitik betrafen. Denn nach
seiner Meinung wäre „nicht erst jetzt und unter dem gegenwärtigen Leiter,
sondern schon unter seinen Vorgängern und seit Jahrzehnten, dem Cha-
rakter der Bibliothek als eines Haus- u. Familieninstitutes nicht oder nicht
genügend […] bei den Nachschaffungen Rechnung getragen“ worden. Auch
wird unverhohlen Kritik an den „Zuständen“ in der Fideikommissbibliothek
geübt, was meine Einschätzung der Persönlichkeit von Alois Karpf und sei-
ner Führungsschwäche noch einmal nachdrücklich bestätigt:
„[...] die dortigen Personalverhältnisse […] haben sich geradezu anarchisch ge-
staltet; und liegt naturgemäß die Schuld zunächst und zumeist in der jeder Lei-
tungsgabe entbehrenden Persönlichkeit des ‚Leiters‘, Custos Dr. Karpf, so kann
den anderen Beamten der Vorwurf nicht erspart werden, daß sie sich beeilt ha-
ben, hievon zu profitieren, und daß sie jene dienstliche Unterordnung nicht frei-
willig geübt haben, die ihnen ihr Chef nicht aufzuzwingen verstanden hat.“206
Mit Ende des Jahres 1906 war nun mit den in der Zwischenzeit erfolgten
Personalveränderungen der Zeitpunkt gekommen, das im „Exposé“ formu-
lierte Konzept umzusetzen. Der Entwurf für die „Regulierung des Status und
der Bezüge der Beamten und Diener der k. u. k. Familien-Fideicommiss-Bib-
liothek“ wurde am 8. Dezember in der Generaldirektion ausgearbeitet.207 Im
Hinblick auf die im „Exposé“ festgelegten Bestimmungen gab es einige Kor-
rekturen bzw. Ergänzungen. Zunächst hielt man es doch für ratsam, die Zahl
der wissenschaftlichen Mitarbeiter nicht auf das Mindestmaß von zwei, son-
dern lediglich auf drei zu reduzieren, da „der nur auf 2 Beamte beschränkte
205 Ebenda, [pag. 7–8].
206 Ebenda, [pag. 18].
207 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, J.R., R. 5, Kt. 537, Z. 4681 ex. 1906.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken