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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM704
Mit der Übersiedlung der Fideikommissbibliothek in das zweite Ober-
geschoss des Corps de logis der Neuen Burg im Jahr 1908 waren die dem
Publikumsbetrieb im Wege stehenden Probleme der Unterbringung und des
Raummangels jedenfalls beseitigt. Tatsächlich wurde bei dieser Gelegenheit
dann auch auf Betreiben Schnürers eine Art Lesekabinett für Benutzer ein-
gerichtet. Es handelt sich um einen kleinen einfenstrigen Raum, der noch
heute besteht und den Vorteil hatte, dass er im Eingangsbereich und un-
mittelbar neben dem Direktorenzimmer lag.1001 Schnürer entschied deshalb,
ihn „als Wartezimmer für Besucher, eventuell auch als Arbeitsraum für Be-
nützer der Bibliothek“ zu verwenden.1002 Nach Abschluss der Übersiedlung
wurde auch die an zweiter Stelle genannte Funktion verbindlich festgelegt:
Der Raum war laut Endbericht
„als Wartezimmer für Besucher und zugleich als Arbeitsraum für solche Per-
sonen gedacht […], welche mit Genehmigung des Vorstandes in der Bibliothek
wissenschaftlichen Arbeiten obliegen; dieser Raum enthält daher, da er im-
merhin Fremden zugänglich ist, welche, bei dem verhältnismäßig geringen
Personalstand, nicht ständig überwacht werden können, nur mit Glastüren
versehene versperrte Kästen, welche seitens der Bauleitung neu bereitgestellt
worden sind, sowie einen großen Arbeitstisch und die nötigen Stühle.“1003
Um die Thematik abzuschließen, soll noch eine Aussage zur weiteren öffent-
lichen Nutzung der Fideikommissbibliothek zitiert werden, die zwar bereits
in die Zeit der Republik fällt, die aber rückblickend ein bezeichnendes Licht
darauf wirft, dass der Entschluss dazu nicht über Nacht aufgrund des politi-
schen Umbruches getroffen wurde, sondern lange davor durch Entwicklun-
gen vorbereitet worden war, die in die Endphase der Monarchie fallen. In
einer Stellungnahme an das Unterrichtsamt vom 25. Oktober 1920 machte
der damalige Sammlungsdirektor Rudolf Payer-Thurn folgenden Vorschlag,
dessen lapidarer Nachsatz die vorangegangenen Untersuchungen weitge-
hend bestätigt:
„Was die Zugänglichmachung der Sammlungen [i. e. der Fideikommissbiblio-
thek] betrifft, so könnte verlautbart werden, daß sie unter denselben Voraus-
setzungen der Oeffentlichkeit zugänglich sind, wie die Albertina und die Natio-
1001 Es handelt sich um Raum II nach der 1908 festgelegten Nummerierung.
1002 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, S.R., Kt. 17,2, Z. 470 ex. 1908: Übersiedlungsprogramm
Schnürers vom 29.01.1908, [pag. 7].
1003 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, S.R., Kt. 17,2, Z. 3782 ex. 1908: Endbericht Schnürers zur
Übersiedlung vom 04.09.1908, [pag. 12].
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken