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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM728
gend entweder nur „entworfen“ bzw. „aufgenommen“ oder zur Gänze selbst
ausgeführt hatte. Der Auftrag zur Ausführung dieser Arbeiten war nämlich
ursprünglich an seinen Vater Jakob Alt ergangen, der sie auch sämtlich
mit seinem Namen signiert hatte, obwohl viele davon gänzlich oder unter
Mithilfe seiner Söhne Rudolf und Franz entstanden waren. Auf diese Weise
konnten 41 Aquarelle als komplett eigenhändige Werke Rudolf von Alts
bestimmt werden, was gegenüber der vorherigen Zuschreibung an seinen
Vater Jakob laut Bibliotheksdirektor Zhishman einer zehnfachen Wertstei-
gerung gleichkam.1112 Den Anstoß zu dieser Initiative gab die im gleichen
Jahr veranstaltete Jubiläums-Ausstellung anlässlich des 80. Geburtstages
von Rudolf Alt. Bei dieser Gelegenheit erklärte nämlich Skriptor Johann Ju-
reczek,
„dass er auf Grund eingehender Beschäftigung mit den Objecten der ihm an-
vertrauten Kunstsammlung und genauer Nachforschungen zu der Überle-
gung gekommen sei, dass eine größere Anzahl der aus der Hinterlassenschaft
des Kaisers Ferdinand stammenden und mit Jacob Alt signierten Aquarelle
(Ansichten) von dessen Sohne Rudolf Alt gemalt worden sei, und führte hiefür
solche überzeugende Gründe an, dass bei der Wichtigkeit dieses Gegenstandes
seinem Verlangen, den Maler Rudolf Alt behufs endgiltiger Constatierung die-
ser Umstände in die Bibliothek einzuladen, Folge gegeben werde.“
In der Überzeugung, „dass durch dieses auf mühsamen Nachforschungen
beruhende Resultat die K. u. K. Familienfideicommiss-Bibliothek eine bedeu-
tende Bereicherung nicht nur in künstlerischer sondern auch in materieller
Richtung erfahren hat“, ließ sich Jureczek den Erfolg seiner Initiative sechs
Jahre später vom nunmehrigen Bibliotheksleiter Alois Karpf bestätigen.1113
Ein Fund im eigentlichen Wortsinn wurde in der Fideikommissbibliothek
im August 1907 gemacht, als man in einer Papierschachtel in den als Depot
benutzten Souterrain-Räumlichkeiten des Corps de logis „eine Anzahl von
Resten altägyptischer Papyri“ entdeckte. Wie Bibliotheksleiter Schnürer
versicherte gab „kein Akt unserer Registratur, kein Inventar oder Katalog
der Bibl. […] über Herkunft u. Art dieser Papyri irgendwelche Auskunft.“
Über Vermittlung des Direktors der Hofbibliothek, Joseph von Karabacek,
wurde schließlich Carl Wessely, Kustos der dortigen Papyrussammlung,
eingeladen, den Fund zu begutachten. Dieser erklärte sich dann auch be-
reit, „die Durchsicht, Sortierung u. eventuell Rekonstruierung der zum Teile
brüchigen u. vermorschten, mit in einzelnen kleinen und größeren Fetzchen
1112 FKBA33149, fol. 2r–v; vgl. Poch, Kunstsammlung.
1113 FKBA33149, fol. 8r–v (Konzept der Beglaubigung aus der Feder Jureczeks).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken