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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
Seite - 924 -
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KAISERLICHES INSTITUT UND ERINNERUNGSRAUM924 zur Hofbibliothek, die damals bereits eine öffentliche Institution darstellte und im Übrigen schon im 19. Jahrhundert mit der Bezeichnung „National- bibliothek“ etikettiert wurde. Dass dieses Schicksal längerfristig auch vor der Fideikommissbibliothek nicht Halt machte, muss also schwerwiegende Gründe gehabt haben. Eine dieser Ursachen sehe ich in der bereits angedeuteten Diskrepanz zwischen dem Mangel an Zweckwidmung und dem Anspruch und Umfang der Sammlung. Bereits Moritz Alois von Becker hatte – wenn auch im Hin- blick auf das inhaltliche Profil – festgehalten, dass „ein leitendes Princip in Bezug auf die Richtung, welche die Bibliothek zu verfolgen hat, […] bei der Gründung nicht vorgeschwebt zu haben [scheint]“.1801 Die Errichtung des Fideikommisses aber war hauptsächlich eine juristische Maßnahme, die den Erhalt der Sammlung sicherstellen sollte. Zwar konnte sie damit vom Fideikommissherrn und den Mitgliedern der kaiserlichen Familie benutzt werden – Becker hat diese Zweckwidmung dahingehend präzisiert, dass er die Fideikommissbibliothek vor allem als Studienbibliothek für die Erzie- hung des kaiserlichen Nachwuchses betrachtete –; diese Funktion wurde al- lerdings weder dem Umfang der Bestände gerecht noch wurde sie dauerhaft in Anspruch genommen. Interessanterweise hatte gerade jene Maßnahme Beckers, die die Beanspruchung der Fideikommissbibliothek als Familienbi- bliothek fördern sollte – nämlich der gedruckte Katalog –, keine Auswirkun- gen in diese Richtung. Im Gegenteil, die Nutzung der Bestände durch Mit- glieder der kaiserlichen Familie lässt sich ab dem letzten Jahrhundertviertel immer seltener nachweisen. Doch der Katalog hatte dafür einen anderen Effekt: Er ließ das Wissen über Umfang und Inhalt der Sammlung langsam aber sicher in die Sphäre der Öffentlichkeit durchsickern. Der Katalog und verschiedene andere Informationskanäle wie etwa Zei- tungsartikel und Ausstellungen können als Auslöser für die vielfältigen For- men der Nachfrage, die zunehmend an die Fideikommissbibliothek heran- getragen wurden, betrachtet werden. Doch die Ursachen für diesen Bedarf müssen in der Gesellschaft selbst gelegen sein. Mit anderen Worten: Der Druck von außen war es erst, der die Öffnung der Sammlung bewirkte. Die Überstellung der herrscherlichen Sammlungen in die Verfügungsgewalt des Staates und der Öffentlichkeit ist eines der eigentümlichsten Phänomene des 18. und 19. Jahrhunderts, das in nahezu allen Teilen Europas zu be- obachten ist. Das Besondere daran ist im Fall der Fideikommissbibliothek, dass dieses Nutzungsrecht nicht durch eine Anordnung von „oben“ zustande kommt, sondern durch beständige und zugleich unscheinbare Einflüsse von außen: Die Anfragen werden mit der Zeit immer häufiger und der Umgang 1801 FKBA26135, pag. 17. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 Metamorphosen einer Sammlung
Titel
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Untertitel
Metamorphosen einer Sammlung
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21308-6
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1073
Kategorien
Geschichte Chroniken
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