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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
Seite - 927 -
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ABSCHLIESSENDE BEMERKUNGEN 927 durch diese Herrschaft zusammengehalten wurde, sollte der Bevölkerung durch das vergleichsweise moderne Medium „Ausstellung“ vermittelt wer- den. Ob dieser Plan aufgegangen wäre bzw. welche Effekte das Museum tat- sächlich hätte erzielen können, steht freilich dahin. Hobsbawm hatte bereits eingewendet, dass viele Initiativen zur Etablierung neuer („erfundener“) po- litischer Traditionen im Sand verliefen. Dennoch glaube ich, dass meine For- schungen aufzeigen konnten, dass zahlreiche Objekte aus den Beständen der Fideikommissbibliothek, die auf die Bezüge zum Kaiser und zur Dynastie aufwiesen, eine hohe Faszination und Anziehungskraft ausübten. Das bele- gen sowohl die zahlreichen, von außerhalb der Bibliothek kommenden Ini- tiativen zur Veröffentlichung dieser Dokumente ungefähr ab der Jahrhun- dertwende als auch jene beiden Ausstellungen, die 1908 und 1913 die Person Franz Josephs und die Fideikommissbibliothek als Habsburgersammlung zum Gegenstand hatten. Schnürers Habsburgermuseum hätte also vermut- lich das Potenzial gehabt, sich als identitätsstiftende Institution zu etablie- ren. Umso bemerkenswerter ist es, dass die Idee weder im unmittelbaren Umfeld des Kaisers noch im öffentlichen Diskurs aufgegriffen wurde. Wir wissen eigentlich sehr wenig darüber, ob und welche Ansichten dazu außer- halb der Fideikommissbibliothek oder der Generaldirektion bestanden. Viel- leicht fehlte der wertkonservativen, ganz auf die Bewahrung der Tradition fokussierten Führungsschicht der Habsburgermonarchie einfach die Fanta- sie, um sich zeitgemäßer Formen der Kommunikation politischer Botschaf- ten zu bedienen. Zu guter Letzt möchte ich noch betonen, dass die Fideikommissbibliothek mit sehr vielen Aspekten, Institutionen und Personen des damaligen Kultur- lebens in Verbindung stand. Aus den Kommunikationsprozessen, die sie be- treffen und die in handschriftlichen und gedruckten Quellen abgebildet sind, ließe sich beinahe so etwas wie die Kulturgeschichte Wiens und der Österrei- chisch-ungarischen Monarchie im Fin-de-Siècle rekonstruieren – cum grano salis insofern, als die Perspektive der Sammlung natürlich eine beschränkte war. Und dennoch, es erwies sich in jedem Fall als bemerkenswert, wie viele Themenbereiche des sozialen und kulturellen Lebens der Monarchie am Vor- abend des Ersten Weltkrieges in den Quellen zur Geschichte der Fideikom- missbibliothek abgebildet sind. Dieser Fundus zeugt nicht nur vom Stellen- wert, den die Sammlung in der damaligen Gesellschaft genoss; auf seiner Grundlage erbrachte die Erforschung und Rekonstruktion der finalen Phase ihrer Entwicklung auch besonders lohnende Einblicke in die gesellschaftli- chen und kulturellen Praktiken der untergehenden Habsburgermonarchie. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 Metamorphosen einer Sammlung
Titel
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Untertitel
Metamorphosen einer Sammlung
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21308-6
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1073
Kategorien
Geschichte Chroniken
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