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Schriften von Sigmund Freud - (1856–1939)
Seite - 89 -
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10. Vorlesung Die Symbolik im Traum Meine Damen und Herren! Wir haben gefunden, daß die Traumentstellung, welche uns im Verständnis des Traumes stört, Folge einer zensurierenden Tätigkeit ist, die sich gegen die unannehmbaren, unbewußten Wunschregungen richtet. Aber wir haben natürlich nicht behauptet, daß die Zensur der einzige Faktor ist, der die Traumentstellung verschuldet, und wirklich können wir bei weiterem Studium des Traumes die Entdeckung machen, daß an diesem Effekt noch andere Momente beteiligt sind. Das ist soviel, als sagten wir, auch wenn die Traumzensur ausgeschaltet wäre, wären wir doch nicht imstande, die Träume zu verstehen, wäre der manifeste Traum noch nicht mit den latenten Traumgedanken identisch. Dieses andere Moment, das den Traum undurchsichtig macht, diesen neuen Beitrag zur Traumentstellung entdecken wir, indem wir auf eine Lücke in unserer Technik aufmerksam werden. Ich habe Ihnen schon zugestanden, daß den Analysierten zu einzelnen Elementen des Traumes mitunter wirklich nichts einfällt. Freilich geschieht dies nicht so oft, wie diese es behaupten; in sehr vielen Fällen läßt sich der Einfall doch noch durch Beharrlichkeit erzwingen. Aber es bleiben doch Fälle übrig, in denen die Assoziation versagt, oder, wenn erzwungen, nicht liefert, was wir von ihr erwarten. Geschieht dies während einer psychoanalytischen Behandlung, so kommt ihm eine besondere Bedeutung zu, mit welcher wir es hier nicht zu tun haben. Es ereignet sich aber auch bei der Traumdeutung mit normalen Personen oder bei der Deutung eigener Träume. Überzeugt man sich, daß in solchen Fällen alles Drängen nichts nützt, so macht man endlich die Entdeckung, daß der unerwünschte Zufall regelmäßig bei bestimmten Traumelementen eintrifft, und fängt an, eine neue Gesetzmäßigkeit dort zu erkennen, wo man zuerst nur ein ausnahmsweises Versagen der Technik zu erfahren glaubte. Man kommt auf solche Weise zur Versuchung, diese »stummen« Traumelemente selbst zu deuten, aus eigenen Mitteln eine Übersetzung derselben vorzunehmen. Es drängt sich einem auf, daß man jedesmal einen befriedigenden Sinn erhält, wenn man sich dieser Ersetzung getraut, während der Traum sinnlos bleibt und der Zusammenhang unterbrochen ist, solange man sich zu solchem Eingriff nicht entschließt. Die Häufung vieler durchaus ähnlicher Fälle übernimmt es dann, unserem zunächst schüchternen Versuch die geforderte Sicherheit zu geben. Ich stelle das alles ein bißchen schematisch dar, aber zu Unterrichtszwecken ist es doch gestattet, und es ist auch nicht verfälscht, sondern bloß vereinfacht. Auf diese Weise erhält man für eine Reihe von Traumelementen konstante Übersetzungen, also ganz ähnlich, wie man es in unseren populären Traumbüchern für alle geträumten Dinge findet. Sie vergessen doch nicht, daß bei unserer Assoziationstechnik niemals konstante Ersetzungen der Traumelemente zutage kommen. Sie werden nun sofort sagen, dieser Weg zur Deutung erscheine Ihnen noch weit unsicherer und angreifbarer als der frühere mittels der freien Einfälle. Aber es kommt doch noch etwas anderes hinzu. Wenn man nämlich durch die Erfahrung genug solcher konstanter Ersetzungen gesammelt hat, dann sagt man sich einmal, daß man diese Stücke der Traumdeutung tatsächlich aus eigener Kenntnis hätte bestreiten sollen, daß sie wirklich ohne die Einfälle des Träumers verständlich 89
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Schriften von Sigmund Freud (1856–1939)
Titel
Schriften von Sigmund Freud
Untertitel
(1856–1939)
Autor
Sigmund Freud
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
21.6 x 28.0 cm
Seiten
2789
Schlagwörter
Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
Kategorien
Geisteswissenschaften
Medizin
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