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hängeBrücken in der neuen Welt
Peru hergestellt worden sein – hier allerdings nicht aus
Ichu-Gras, sondern aus den harten Fasern von Agaven-
blättern bis hinunter zu den Agavenwurzeln, die eine
deutlich höhere Zugfestigkeit haben. Als eine Art Hand-
lauf hätte man noch je ein etwas schwächeres Tau
rechts und links parallel zur Lauffläche führen müssen.
Vertikale Stricke werden auch hier die seitliche Siche-
rung gewährleistet und zugleich eine Verbindung zur
Lauffläche hergestellt haben.
Eine Überschlagsrechnung der Belastbarkeit solcher
Taue hat ergeben, dass es bei einer Hängebrücke mit
einer angenommenen horizontalen Länge von 40 m mit
rechts und links fixierten Steinplatten aus dem örtlichen
Tuffit kein statisches Problem mit dem Eigengewicht in
Kombination mit anzunehmenden Nutzlasten gegeben
hätte. Hierzu hätte man nur einige Seile mehr als sonst
unter den Laufflächensteinen anbringen müssen, als bei
den üblichen traditionellen Brücken, was bei der größe-
ren Breite auch notwendig war.
Die etwas größere Brückenbreite wäre sicher bei einer
Stadt mit einer für damalige Verhältnisse großen Ein-
wohnerzahl nicht übertrieben gewesen. Natürlich hät-
ten die Tragseile einer solchen Brücke relativ oft erneuert
werden müssen. Das mussten aber alle Hängebrücken
älterer Bauart in ganz Amerika.
Wenn man davon ausgeht, dass der Copan-Fluss zur
Zeit der Maya-Klassik östlich neben der Akropolis in
einem eingeschnürten Flussbett geführt wurde, so hätten
sich die statischen Erfordernisse noch wesentlich günsti-
ger gestalten lassen. Die hohen Mauerzonen, die man
am “Schnitte“ etwas weiter westlich im älteren Bestand
angetroffen hat, könnten einen Hinweis darauf geben,
dass auch weiter östlich die Wasserfront der Akropo-
lis steiler ausgebildet war als bei frei stehenden Pyrami-
den, was die Spannweite der Brücke deutlich – wohl
auf etwa 30 m – verringert hätte.
Frühe Brücken
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Titel
- Frühe Brücken
- Untertitel
- Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Technische Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-833-2
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 306
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen