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Frühe Brücken - Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
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85 leBende Brücken Solange das pflanzliche Material lebt, verrottet es nicht. Brücken aus diesem lebenden Material sind also langlebig und nachhaltig. Sie können mehrere Jahr- hunderte bestehen und der Witterung widerstehen. Die örtliche Würgefeigenart ist eine höchst widerstands- fähige Pflanze, die in dem warmen Klima sehr gut ge- deiht. Sie ist semiepiphytisch und braucht nicht immer einen Wirtsbaum oder ein Bauwerk. Sie kann auch di- rekt vom Boden wie ein Baum erstaunliche Höhen er- reichen. Meist aber keimt ein im Kot eines Tieres, meist eines Vogels, eingebetteter Samen in einer Astgabel eines hohen Baumes oder in einer erhöht gelegenen Vertiefung oder Ritze eines aufragenden Mauerwerks. Dort ist die Würgefeige im Wald dem Licht näher und wächst gleich in zwei Richtungen, einerseits nach oben weiter zum Licht und zugleich mit ihren Luftwurzeln nach unten, um im Boden wurzeln zu können und so auch von dort Nahrung zu beziehen. Manche der aus den Luftwurzeln dieser Würgefeigen bestehenden lebenden Brücken erreichen erstaunliche Spannweiten. Eine von den 74 bislang untersuchten übersteigt sogar die Länge von 50 m. Wenn dann die Bäche in den Tälern dieser Region in der Regenzeit zu wilden reißenden Gewässern anschwellen, sind die aus lebendem Baumaterial bestehenden und vielfach ver- netzten Brücken oft die einzige Möglichkeit, diese ech- ten Wassergrenzen sicher zu überqueren. Bei der lebenden Brücke beim Dorf Nongriat sind gleich zwei Brücken übereinander “gebaut“ worden. Die untere kürzere Brücke ist die ältere, die obere län- gere ist die jüngere, die auch wesentlich mehr Zeit für ihre Herstellung brauchte. So hat das Dorf eine Brücke auf der gewünschten Höhe und quasi eine Notbrücke für den Fall, dass bei der zweiten ein Problem entsteht. Von weiter oben führt auch eine lange einläufige Frei- treppe an den Zutritten der zwei Brücken vorbei bis zum Flussbett hinab, wo gestaffelt niedrige Wasserbarrieren errichtet wurden, hinter denen in der Trockenzeit etwas Wasser zurückgehalten wird. Auch auf der Gegenseite führt eine Treppe von oben hinab, hier allerdings nur bis zur unteren lebenden Brücke Beide Brücken beziehen ihre “Bausubstanz“ von nur einer Würgefeige. Die untere Brücke hängt erstaun- lich wenig durch und kommt fast ohne “Zuganker“ von oben aus. Diese beschränken sich wohl auf die zwei Randzonen. Die obere Brücke hingegen verfügt über mehrere schräg verlaufende “Zuganker“. Folgende Seite: Abb.: 71 Die zwei lebenden Brücken beim Dorf Nong- riat queren das Tal übereinander, wobei die untere die kürzere und ältere ist. Ganz vorne er- kennt man eine Barriere durch das Flussbett, die zur Zeit der Aufnahme nur wenig Wasser auf- halten konnte. Ganz im Hintergrund sieht man eine zweite niedrige Wassersperre. Links sieht man eine lange Treppenanlage, die bis zum Fluss- bett hinabreicht. Die Becken unten dienten wohl der Wasserbeschaffung während der Trocken- zeit. Die Brücken sind vielleicht 200 Jahre alt. Foto: Wilfrid Middleton, München, 2019
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Frühe Brücken Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
Titel
Frühe Brücken
Untertitel
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
Autor
Hasso Hohmann
Verlag
Technische Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-833-2
Abmessungen
20.0 x 27.0 cm
Seiten
306
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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