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Frühe Brücken - Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
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107 hängeBrücken mit metAlltrAgWerken Da der mäandrierende Fluss wohl im 19. Jh. seinen Hauptlauf grundlegend änderte, wurde die Brücke funktionslos. Ab da mussten sich wieder alle Reisenden dem nicht ganz ungefährlichen Fährverkehr anvertrauen. Als die Brücke noch intakt war und der Fluss noch in sei- nem alten Bett floss, schien die sehr luftig gebaute, an den Ketten schwingende Brücke ohne seitlichen Ab- sturzschutz vielen Reisenden nicht sicher genug. Daher zogen auch in den 500 Jahren, in denen die Brücke be- stand, viele den Fährverkehr der Brücke vor. Nachdem sich der mäandrierende Fluss ein neues Bett gesucht hatte und die Brücke dadurch funktionslos ge- worden war, wurden die schnell vergänglichen Teile der Brücke, die Seile und die Bretter des Laufsteges nicht mehr repariert oder ersetzt. Der Steg verfiel in weni- gen Jahrzehnten vollständig und löste sich am Ende völ- lig von den Ketten der Brücke. Als Herr Wadell 1904 die Brücke fotografierte – es ist wohl das einzige Foto- dokument dieser einzigartigen Kettenbrücke - war die Lauffläche bereits vollständig verschwunden. Die Brü- cke bestand nur noch aus den zwei parallel hängen- den mächtigen Ketten und den zwei Brückenportalen. Eine Erhaltung und Restaurierung sowie die Rekonstruk- tion der angehängten Lauffläche wäre heute ein ein- zigartiges Dokument vergangener Brückenbaukunst in Tibet. Das nördliche der zwei Brückenportale ist zwischen den zwei funktionslos gewordenen frei über dem Fluss hängenden Ketten im Schwarzweiß-Foto von Wa- dell zu sehen und bestand aus einem hohen massi- gen Unterbau, dem Portal und einem kleineren Aufbau für die Überspannung mit den zwei Ketten sowie aus einem kleinen Schrein an der Spitze, auf dessen Dach eine stilisierte Flamme aufragte. Der Fotograf Wadell machte außerdem eine grobe Vermessung. Leider zeigen die Abmessungen der Brückenlänge von Pundit und Wadell keine Übereinstimmung. Bei Pun- dit wird die Spannweite mit 300 paces, Schritten, an- gegeben. Schritte werden gewöhnlich mit 75 cm ge- rechnet. Nach Pundit hätte die Spannweite der Brücke somit 225 m betragen. Da die Brücke damals schon in sehr schlechtem Zustand war, könnte Pundit viel- leicht deutlich kürzere Schritte gemacht haben oder die Schrittzahl überhaupt nur geschätzt haben. Wa- dell gibt die Brückenspannweite mit 137 m an. Danach hätte das Schrittmaß von Pundit durchschnittlich nur 46 cm betragen. Selbst eine Spannweite von 137 m ist aber für eine Kettenbrücke aus dem Jahr 1430 mehr als beachtlich und weist sie als die längste zu ihrer Zeit und auch wohl für eine längere Zeitspanne danach noch aus. Das Foto von Wadell zeigt neben dem nördlichen Brückenturm auch eine großflächig von Wasser umgebene zu- gehörige kleine Insel. Das Foto muss also bei Hoch- wasser des Yarlung Tsangpo Flusses aufgenommen worden sein. Da die Brücke nicht mehr begehbar war, musste Wadell für sein Längenmaß wohl eine alter- native Messmethode wählen. Er konnte das Längenmaß der Brücke mit Hilfe eines Seiles bestimmen, dessen eines Ende mit einem Boot zum Nordportal hinüber gebracht werden musste. Er konnte dieses Seil zwischen den zwei Portaltürmen über das Wasser hinweg spannen und so ihre Distanz und damit die freie Spannweite ermitteln. Die Alternative wäre gewesen, am Ufer des Flusses eine selbst gewählte Strecke unter den zwei Ketten des Süd- portals zu markieren, ihre Länge zu messen und von den zwei Endpunkten dieser Messstrecke die zwei Winkel in Richtung des Nordportals der Brücke auf der Insel zu ermitteln. So etwas kann man relativ genau sogar ohne spezielles Winkelmessgerät zeichnerisch auf einem Papier festhalten und daraus das Längenmaß zwischen den zwei Türmen zeichnerisch maßstäblich ermitteln. Wadell war zusammen mit den Militärs des Britischen Tibet-Feldzugs (1903-1904) unterwegs. Die Trup- pe dürfte vermutlich auch einen Geodäten mitgeführt haben, für den eine solche Messung sicher das ge- ringste Problem auf einer solchen Unternehmung dar- gestellt hätte. Im Google Earth fand der Autor etwa sieben Kilometer westsüdwestlich von Qüxü bei Geizhongjiang, zwei knapp nebeneinander liegende neuere Brücken über den Yarlung Tsangpo Fluss, den Oberlauf des Brahma- putra und gleich nordöstlich daneben nahe beim Süd- ostufer zwei markante Erhebungen, eine im Fluss auf einer Schotterbank und eine direkt am Ufer. Eine Mes- sung der Distanz zwischen den zwei punktuellen Er- hebungen ergab etwas über 130 m Entfernung.
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Frühe Brücken Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
Titel
Frühe Brücken
Untertitel
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
Autor
Hasso Hohmann
Verlag
Technische Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-833-2
Abmessungen
20.0 x 27.0 cm
Seiten
306
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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