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steinBogenBrücken
wurde. Die Bürger des alten Rom verbrauchten rund 10
mal so viel Wasser pro Person vor 2000 Jahren als die
heutigen Römer! Wasserverschwendung ist also keine
Erfindung des 20. oder 21. Jh.!
In Segovia erreicht das Aquaedukt eine Höhe von
immerhin bis zu 28 m. Das im 1. Jh. n. Chr. errichtete
Aquaedukt war 17 km lang und versorgte die Stadt mit
sauberem Quellwasser aus der Sierra de Fuenfría über
mehrere hundert Jahre. Die Wasserleitung ist keines-
wegs besonders lang. Das Aquaedukt von Gadara
in Jordanien war mit einer Gesamtlänge von 171 km
vielleicht das längste. An diesem Bauwerk ist aber als
besonders hervorzuheben, dass von den 171 km 99
Kilometer durch gewachsenen Fels gehauen werden
mussten; an dem Aquaedukt von Gadara wurde mehr
als 100 Jahre bis zur Fertigstellung gearbeitet.
Abb.: 175
Detail des riesigen hier mehr als 28 m hohen
Aquaeduktes, bei dem im unteren Teil die Natur-
steine auch als verlorene Schalung einem tragen-
den Betonkern aus “Opus caementicium“ dienten.
Foto: Walter Brantner, Graz, 1994 Anji-Brücke bei Zhaozhou in China
Die Anji Qiáo (Brücke der sicheren Überquerung)
über den Xiaohe Fluss steht bei Zhaozhou in der Pro-
vinz Hebei ca. 40 km südöstlich von Shijiazhuang und
wurde zwischen 595 und 605 n. Chr. als flach aus-
geformte Segmentbogenbrücke über den Fluss ge-
spannt. Ihre Spannweite liegt bei 37 m, ihre Breite misst
etwa 9 m. Die Gesamtlänge der Brücke beträgt ca. 50
m. Dadurch, dass die Fahrbahn der Brücke selbst einen
flachen Segmentbogen nach oben zur Brückenmitte
beschreibt, erreicht der Scheitelpunkt unter der Brücke
eine Höhe von 7,30 m über dem Bogenansatz.
Die Tragkonstruktion der Brücke besteht aus 28 ver-
hältnismäßig schlanken parallel gestellten etwa gleich
breiten Gurtbögen. Diese werden vor einem seitlichen
Auseinanderbrechen durch vier Zuganker zwischen
dem großen unteren Druckbogen und den oberen
Bogenauflagern zusammengehalten. An den zwei seit-
lichen vertikalen Fassaden der Brücke fallen zwischen
den einzelnen Druckbogensteinen der zwei äußeren
Gurtbögen und auch bei den insgesamt vier kleinen
aufgesetzten Bögen in den Brückenzwickeln jeweils
zwei Doppelschwalbenschwanz-förmige Verbindungs-
elemente auf. Gerade bei einem so flach gespannten
Segmentbogen entsteht ein sehr hoher Druck auf die
einzelnen Steinelemente jedes Gurtbogens, so dass die
Gefahr eines Ausweichens des äußeren Bogens nach
außen relativ groß ist. Mit den unzähligen Schwalben-
schwanzverbindungen aus Eisen wollte man vielleicht
auf den Bogenstrecken zwischen den vier horizonta-
len Zugankern sicher gehen. Erstaunlich ist die gerin-
ge Korrosion bei diesen sauber steinmetzmäßig ein-
gearbeiteten Doppelschwalbenschwänzen aus Eisen.
Erstaunlich ist auch das Errichtungsdatum, das fast
genau 1000 Jahre vor dem der in Europa so bekannten
Segmentbogenbrücke in Venedig, der Rialto-Brücke
über den Canal Grande liegt. Bei einer Spannweite
von nur 28,8 m liegt Rialto mit einer um 8,20 m gerin-
geren Spannweite auch konstruktiv weit abgeschlagen.
Da die Segmentbogenhöhe - gemessen von den Fuß-
punkten - mit 7,50 m bei Rialto um 30 cm höher liegt, ist
der Segmentbogen deutlich steiler als bei der Anji-Brü-
cke in China. So ist auch der Druck auf die Auflager in
China wesentlich größer als der bei Rialto. Nur bei der
Brückenbreite liegt die Anji-Brücke mit ihren 9 m Breite
Frühe Brücken
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Titel
- Frühe Brücken
- Untertitel
- Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Technische Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-833-2
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 306
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen