Seite - 294 - in Frühe Brücken - Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
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Frühe Brücken
waren. Grundsätzlich hatten die Leitungen möglichst
ein gleichmäßiges und geringes Gefälle. Bei größe-
ren Höhenunterschieden wurden eigene Absturzbau-
werke eingebaut.
Armierung
Beton hat eine sehr hohe Druckaufnahmefähigkeit, je-
doch eine relativ geringe Zugaufnahmefähigkeit. Schon
die Römer kamen zumindest in einem bekannten Fall auf
dem Magdalensberg in Kärnten in Österreich auf die
Idee, eine Betonplatte an ihrer Unterseite mit flachen
Bandeisen gegen Bruch zu sichern. Durch die Band-
eisen wurden zu hohe, an der Unterseite der Platte auf-
tretende Zugkräfte aufgenommen. Heute verwendet
man Stahleinlagen im Beton dort, wo Zugkräfte auf-
treten können. Diese Eisen- oder Stahleinlagen nennt
man Armierung. Da Beton und Stahl ein etwa gleiches
Ausdehnungsverhalten bei Erwärmung zeigen, funktio-
niert die Kombination der zwei Materialien gut.
Auflager
Die Auflager bei Brücken nehmen im Wesentlichen die
vertikalen Druckkräfte auf. Damit sich eine Brücke bei
Hitze im Sommer horizontal ausdehnen kann, gibt es
gewöhnlich ein fixes Lager und ein Gleitlager/Kipp-
lager, das horizontal einige Millimeter bis Zentimeter
seitlich nachgeben kann.
Ausleger
Bei Auslegerbrücken (Firth of Forth Bridge) gibt es seit-
wärts weit über das Auflager vorkragende Brücken-
elemente, bei denen oben dominant Zug- und unten
Druckkräfte auftreten. Auch alle Krag- bzw. Schein-
gewölbe aus Stein oder aus Holz kann man in diesem
Sinne als Auslegerbrücken ansehen und so bezeichnen.
Bajareque
Bajareque ist eine Art von Riegelwandkonstruktion mit
horizontalen Querstäben innen und außen, bei der alle
Holzverbindungen früher mit Lianen hergestellt wurden;
heute wird genagelt. Besonders dort, wo es zumindest
phasenweise starke Regenfälle gibt, wird eine solche
Wand auf einen niedrigen gemauerten Sockel gestellt,
damit das Holz nicht fault und der Lehm nicht weich
wird.
Der Zwischenraum zwischen den Querstäben wird mit
Lehm ausgefüllt. Danach wird gewöhnlich alles samt Steinsockel mit einem Lehmverputz überzogen, so dass
man am Ende eine homogene Lehmwand vor sich zu
haben glaubt. Solche Bajareque-Wände haben sich
besonders in Erdbebengebieten sehr bewährt und wur-
den wohl in ganz Amerika gebaut – in Meso- und Süd-
amerika bis ins 21. Jh..
Balkenbrücke
Balkenbrücken sind sehr einfache Brückenkonstruktionen,
die aus einem homogenen Material bestehen, das
über ein Hindernis gelegt wird. Das Material kann bei-
spielsweise Naturstein, Holz, Beton oder Eisen sein.
Besonders beim Material Stein sind die Spannweiten
extrem eingeschränkt. Die mit dem gewählten Ma-
terial überspannte Distanz muss so gewählt werden,
dass die statisch auftretenden Zugbelastungen an der
Unterseite des Materials aufgenommen werden kön-
nen, ohne dass es zum Bruch kommt. Die nötigen sta-
tischen Sicherheiten müssen bei der vorausgehenden
Berechnung berücksichtigt werden.
Bogenbrücken
Grundsätzlich geht es um Konstruktionen, bei denen
im Wesentlichen Druckkräfte von einem Brückenauf-
lager zum anderen geleitet werden und in der Mitte
annähernd horizontaler Druck entsteht. Auch aus Holz
kann die einfachste Art eines “Bogens“ aus zwei Holz-
balken, die gegeneinander gelehnt werden, bestehen.
Sie können beispielsweise über einen Bach hinweg
gegeneinander gestellt sein. Bei einem aus Steinen
oder Ziegeln konstruierten Bogen kommt meist das Prin-
zip des Schlusssteinbogens zur Wirkung. Weil jeder
Stein der Gravitation folgend zuerst stürzen will, stürzt
keiner und alle halten sich gegenseitig. Ein Brücken-
bogen kann aber auch aus einem Stahlfachwerkbogen
bestehen, wie bei den zwei großen Brücken aus dem
19. Jh. in Porto in Portugal. Ein Brückenbogen muss nicht
immer einen Halbkreis beschreiben, wie bei der Iron
Bridge. Es kann sich auch um einen flach gespannten
Segmentbogen, wie bei der Rialto-Brücke in Venedig
handeln. An einem hoch aufragenden Bogen aus Eisen
kann auch eine Brücke angehängt oder auf diesen auf-
geständert sein.
Fachwerk
Um Material einzusparen oder um einen Bauteil filig-
raner erscheinen zu lassen, kann man einen liegenden,
mächtigen Doppel-T-Träger, bei dem unten Zug- und
Frühe Brücken
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Titel
- Frühe Brücken
- Untertitel
- Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Technische Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-833-2
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 306
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen