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wohl durch etwas dickere, tragfähigere Stahlseile ge-
löst. In anderen Fällen hat man in der Mittelpartie zwi-
schen zwei Stützen die Seile von beiden Seiten sich
überlagern lassen.
Grundsätzlich wirken durch diese Art der Abspannug
horizontale Druckkräfte auf die Unterkonstruktion der
Fahrbahn. Es handelt sich quasi um “falsche Hänge-
brücken“, da die entstehenden Zugspannungen nicht
nach außen abgegeben werden.
Schwingbrücke
Eine Schwingbrücke ist nicht an ihren Enden auf
Brückenlagern fix aufgelagert, sondern lastet auf ihrem
Schwerpunkt, der zugleich der Drehpunkt der Brücke
ist, um den sie “schwingt“. Um diesen Drehpunkt kann
eine solche Brücke gedreht werden. Sie wird bevorzugt
auf breiten Mauern zwischen zwei Schifffahrtsrinnen
eingesetzt, wo sie den Straßenverkehr auf niedrigem
Niveau queren lassen kann und nach einer 90°-Dre-
hung Schiffen, auch solchen mit hohen Aufbauten, durch
die zwei angrenzenden Fahrtrinnen in beiden Richtun-
gen die Durchfahrt ermöglicht (siehe: Newcastle, swing
bridge).
Segmentbogen
Wenn Brücken an ihrer höchsten Stelle nicht sehr hoch
werden müssen, da es für Boote mit hohen Aufbauten
Ausweichmöglichkeiten gibt, will man den Fußgängern
keine unnötig großen Höhenunterschiede bei Brücken
bereiten. Dann verwendet man keine Rundbogen-
form, sondern eine Segmentbogenform; man schnei-
det vom Kreis nur ein flaches Segment quasi ab – einen
Segmentbogen.
Spannweite
Als Spannweite einer Brücke wird in dieser Arbeit
grundsätzlich die überbrückte freie, lichte, horizonta-
le Distanz zwischen den zwei zugehörigen Brücken-
stützen bezeichnet.
Sprengwerk
Siehe auch Hängefachwerk. Sogenannte Sprengwerke
werden bei Brücken oder auch bei traditionellen hohen,
weit gespannten Dachstühlen verwendet. Es gibt dann
auch wesentlich komplexere Sprengwerke – siehe Bei-
spiel Blosbrücke in Osttirol! Taue
Bei den traditionellen Hängebrücken alter Knüpfart
muss man zwischen drei oder sogar vier unterschied-
lichen Kategorien von Zugelementen unterscheiden
(siehe Q’eswachaka Brücke über den Apurimac). Es
gibt die einfachen Schnüre, die zwischen den Hand-
lauftauen und den Laufflächentauen am Rand als
Seitenschutz gespannt werden. Es gibt die aus diesen
Schnüren durch die Seilerei produzierten Kordeln und
im nächsten Schritt daraus hergestellten Kabel und dann
aus mehreren Kabeln durch Drehen produzierte Taue.
Mitunter werden von der untersten Kategorie eines im
Zentrum und sechs rundherum angeordnet verarbeitet.
Das analoge Verfahren wird im nächsten und über-
nächsten Schritt angewendet. In anderen Fällen werden
auch mehr als sieben für einen Schritt eingesetzt. Beim
letzten Schritt zum Tau hingegen werden auch mitunter
weniger Tabel miteinander je nach Bedarf an Zugfähig-
keit verarbeitet. So wurden beispielsweise 2002 für die
Handlauftaue bei der Q’eswachaca Brücke über den
Río Apurimac in Peru nur zwei Kabel, für die Laufflä-
chentaue drei Kabel miteinander verarbeitet.
Transennen
Als Transennen werden Gitter bezeichnet, die da-
durch entstehen, dass Steinplatten, wie beispielsweise
Marmorplatten, steinmetzmäßig durchbrochen werden
oder dass aus harten Holztafeln oder aus gegossenen
und ausgehärteten Stuckplatten mit Schnitzmessern
Gitteröffnungen herausgeschnitten werden. Transennen
können aber auch aus in eine Gitterform gegossenem
Material bestehen. So gibt es auch Transennen, die aus
gegossenem Stuck oder Gusseisen bestehen.
In vielen anderen Fällen handelt es sich bei Transen-
nen um aus ungebrannten oder gebrannten Ziegeln
oder aus Natursteinen mit Mörtel zusammengesetzte,
gemauerte Gitter in Maueröffnungen oder im Mauer-
werksverband mitgemauerte Gitter. Gewöhnlich über-
nehmen die Gitter eine Lüftungsfunktion. In vielen an-
deren Fällen sind Transennen aber auch ein Ein- oder
Ausbruchschutz oder sie verringern die Einstrahlung des
Sonnenlichtes.
Vorholz
Wenn bei einer Holzverbindung am Ende eines Bal-
kens längs der Faser Scherkräfte Richtung Ende auf-
treten, besteht die Gefahr des Abscherens. Das kann
Frühe Brücken
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Titel
- Frühe Brücken
- Untertitel
- Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Technische Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-833-2
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 306
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen