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Generative Bildarbeit - Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
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88 Studieren und Lehren — in Wien und Lüneburg Während meines Studiums der Internationalen Entwicklung in Wien lernte ich, auf verschiedene Weisen, bestehende Ungleichheitsverhältnisse wissen- schaftlich reflektiert zu hinterfragen. Das Infragestellen, das Nachhaken, das Lästig-Sein(-Dürfen), das Diskutieren und Reflektieren, die Grenzarbeit, die Reibungsflächen, der Perspektivenwechsel, die Differenzen, das Dialogische, das Schonungslose sind Qualitäten und Prozesse, die ich dabei erfahren habe und in meinem Alltag nicht mehr missen möchte. Hatte man die Ungleich- heitsverhältnisse in diversen entwicklungspolitischen Feldern einmal erörtert, erschien es unmöglich, allein anhand von klassisch-empirischen Methoden darin zu forschen bzw. aktiv zu handeln — man würde lediglich zur Repro- duktion ungleicher Bedingungen beitragen. Das Ergründen alternativer Forschungswege wurde zu einer zentralen Herausforderung, wenn man sich nicht einer lähmend-kulturpessimistischen Haltung hingeben wollte. Neben Martin Jäggle machten vor allem auch Gerald Faschingeder und Sarah Funk das Studium der Internationalen Entwicklung für mich zu einem Ort, an dem ein freirianisches Bildungsverständnis zur Entfaltung gebracht werden konnte. Erst studierten Sarah und ich bei Gerald, später konzipierten und leiteten wir gemeinsam mit ihm Lehrveranstaltungen. Gemeinsam hiel- ten wir Einführungskurse in entwicklungspolitische Theorien. Hierbei stellte sich uns die Herausforderung, interaktive Lehre in Gruppen bis zu 80 Leuten zu gestalten. Das Studienfach Internationale Entwicklung war damals noch völlig überrannt. 700 Studienanfänger_innen pro Jahr wollten mehr über glo- bale Ungleichheitsverhältnisse erfahren und diese studieren. Dem Institut der Internationalen Entwicklung stand jedoch zu wenig Geld zur Verfügung, um mit diesem Andrang angemessen umzugehen. Also waren unsere Arbeits- gruppen viel größer als jene an anderen Instituten. Für uns bestand der Schlüssel guter Lehre darin, ein gutes Maß zwischen inhaltlichen Inputs und interaktiven Methoden zu finden, um zum einen vom Wissen der Studieren- den — ihrem Generativen — auszugehen und andererseits etabliertes Wissen aus dem Kanon der entwicklungspolitischen Theorien zu vermitteln. Die Fotografie konnte ich in der Folge in Lehrveranstaltungen zum Thema Inter- kulturelle Kommunikation zur Anwendung bringen. Ich legte diese Lehr- veranstaltungen im Sinne der ipsum-Projekte und des Forschenden Lernens an (Bundes assistentenkonferenz 2009) und kombinierte die Lektüre und Dis- kussion fototheoretischer Texte mit fotografischer Praxis. Diese Kombination sollte es den Studierenden erlauben, die eigene Wahrnehmung im Feld der Interkulturellen Kommunikation zu schärfen und ihre Reflexionen über das eigene Tun theoretisch zu stützen. Der Einfluss von Bilderwelten auf die eigene Weltwahrnehmung und deren kulturbezogene Interpretation konnte dadurch erfahrbar und diskutierbar werden. Das individuelle Diplomstudium Internationale Entwicklung gibt es inzwischen nicht mehr in dieser Form. Es wurde im Rahmen des Bologna-Prozesses und durch die prekären Rahmen- bedingungen in der österreichischen Hochschulfinanzierung aufgelöst. Inzwischen ist es als „Masterlehrgang Internationale Entwicklung“ mit über- schaubaren Studierendenzahlen und entsprechenden Beschränkungen an der Universität Wien eingerichtet.
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Generative Bildarbeit Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
Titel
Generative Bildarbeit
Untertitel
Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
Autor
Vera Brandner
Verlag
transcript Verlag
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-5008-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
276
Schlagwörter
Forschendes Lernen, Fotografische Praxis, Methodik, Generative Bildarbeit, Grenzarbeit, Kulturelle Differenz, Praxeologie, Selbstversuch, Reflexive Grounded Theory, Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmungen, Situationalität, Reflexivität
Kategorie
Medien
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