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Generative Bildarbeit - Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
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236 Als methodischer Zugang findet sich bei Roland Barthes im Zuge der Beschrei- bung seiner Deutungswege beim Bilderlesen das Konzept von studium und punctum (1985: 33–37). Als studium bezeichnet Barthes einen Prozess, der bei jedem Bild einsetze, wenn man sich ihm widme und dabei einen „durch- schnittlichen Affekt“ empfinde (ebd.: 35). Dabei gibt man sich, so Barthes, dem Bild hin, weil man einen gewissen Gefallen an ihm finde, tue dies jedoch ohne besondere Heftigkeit oder emotionale Beteiligung, eher mit höflichem Interes- se. Durch das studium eines Bildes könne man beispielsweise fest stellen, was man an ihm mag oder nicht mag. Es ermögliche auch, sich auf die Spur der Intention des operators zu begeben, „die Mythen des Photo graphen [zu] lesen“ (ebd.: 37). Verschiedene Funktionen können einem Foto durch das studium zugeschrieben werden — das Foto wird einmal zur Informationsquelle, dann zum Abbild, zur Überraschung, zur Bestätigung, zum Wunsch objekt — es wird zum Bedeutungsträger auf verschiedenen Ebenen. Dem studium entgegen- gesetzt prägt Barthes den Begriff punctum für alles an einem Foto, was dieses studium durchbrechen kann. Zwischen studium und punctum besteht keine Regelhaftigkeit, beide Momente können parallel beim Bilderlesen auftreten. Das Moment des punctum erfahre ich, laut Barthes, nicht durch konsequentes studium, im Gegenteil, es bringt diesen Prozess aus dem Gleichgewicht. Barthes beschreibt das punctum mit vitalen Metaphern wie: Es schießt heraus, es durchbohrt, es ist Verletzung, Mal, Stich, es ist zufällig, besticht, verwundet, trifft. Es tritt blitzartig auf und verfügt gleich zeitig über eine expansive Kraft. Es befindet sich im Bild, ist Teil des Abgebildeten, es muss nicht moralisch sein oder von gutem Geschmack (ebd.: 52ff.). Abb. 87 Studium und punctum (nach Barthes 1985) als Grenzarbeit im fotografischen Spannungsfeld auswählen bewerten herzeigen repräsentativ verbindend konfrontierend kreativ deuten kombinieren verwenden bearbeiten studium punctum
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Generative Bildarbeit Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
Titel
Generative Bildarbeit
Untertitel
Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
Autor
Vera Brandner
Verlag
transcript Verlag
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-5008-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
276
Schlagwörter
Forschendes Lernen, Fotografische Praxis, Methodik, Generative Bildarbeit, Grenzarbeit, Kulturelle Differenz, Praxeologie, Selbstversuch, Reflexive Grounded Theory, Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmungen, Situationalität, Reflexivität
Kategorie
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