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ebenso in den Blick genommen werden wie ihre fachlichen Spezialisie-
rungen und institutionellen Netzwerke. Im Abschnitt über Christine
Touaillon findet sich außerdem eine Auseinandersetzungmit den recht-
lichen Bedingungen der Habilitation von Frauen, die trotz der Gleich-
stellung vonMännern und Frauen durch die Verfassung der Ersten Re-
publik an denUniversitäten teilweise auf erheblichenWiderstand stieß.
Besonderes Augenmerk wird im Zuge der Besprechung von Touaillons
Habilitationsschrift Der deutsche Frauenroman des 18. Jahrhunderts in
diesem Kapitel auch dem Stellenwert von Literatur von Frauen in der
universitärenLiteraturwissenschaftgeschenkt,umdenOrtvonTouaillons
Forschung innerhalb des akademischen Themenkanons bestimmen zu
können.ImAbschnittüberMarianneThalmannwerdenihreForschungen
überdieRomantikunddasDramades19.Jahrhundertsdargestelltunddie
methodischen, stilistischenundpolitischenVeränderungen innerhalb der
deutschsprachigenLiteraturwissenschaft inden1920erundfrühen1930er
Jahren diskutiert. Zudemwird die prominente und in der Universitäts-
germanistik erstmalige Verwendung des Begriffs ,Trivialroman‘ in ihren
historischen, innerfachlichen und karriereökonomischen Bedingungen
analysiert. Das letzte Kapitel befasst sich mit Lily Weiser, der einzigen
Germanistin,die sich inden1920er Jahrennicht imneueren, sondern im
älteren Fach habilitierte.DieGeschichte unddiewissenschaftlichenVor-
aussetzungenderälterenAbteilungwerdenhierebensobesprochenwiedie
aus ihr resultierenden Spezialisierungen auf Altertums-, Germanen- und
Volkskunde.VorallemdieTätigkeitdesAltertumskundlersRudolfMuch,
bei dem sichWeiser habilitierte, führte zu einer universitätspolitischen,
thematischen undmethodischenVerschiebung des Status der älterenAb-
teilung.WeisersDissertationJul.WeihnachtsgeschenkeundWeihnachtsbaum
sowie ihreHabilitationsschriftAltgermanische Jünglingsweihen undMän-
nerbündewerden innerhalb dieserKonstellation besprochenund in ihren
ideologischenFolgensowieihreraufgermanischeKontinuitätserzählungen
konzentrierten Wissenschaftsauffassung dargestellt. Wie gezeigt werden
wird, standWeisers Habilitation in engem Zusammenhang mitMuchs
BemühungenumdenAufbau einer ganzen ,Männerbundschule‘.
Die Zäsuren, die im Titel gesetzt sind, die Jahre 1897 und 1933,
beziehensichzumeinenaufdieZulassungvonFrauenzumStudiumander
philosophischen Fakultät inWien, zum anderen auf denWeggang von
Marianne Thalmann an dasWellesley College inMassachusetts, der das
Ende dieser ersten Phase von Privatdozentinnen an derWiener Germa-
nistik bedeutete. Bismit BlankaHoracek 1955 erneut eine Frau an der
WienerGermanistikhabilitiertwurde,dauerte esüber zwanzig Jahre.Die
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Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Titel
- Germanistik in Wien
- Untertitel
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Autor
- Elisabeth Grabenweger
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 290
- Schlagwörter
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Kategorie
- Lehrbücher