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Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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Wissenschaft offenbarte sich aber nicht nur in einem an Scherer, Carl Lachmann,GrimmundMüllenhoff orientierten philologischen Arbeits- programm,sondernauchineinemzutiefstkonservativenundreaktionären Dienst-,Pflicht-undPersönlichkeitsethos,dasdieAbwehrdemokratischer Gesellschaftsformen ebenso einschloss wie die wissenschaftlicher Neue- rungen.125 Spätestens die im Jahr 2000 publizierten Regesten zum im- merhin45JahreumfassendenBriefwechselmitEdwardSchröder126zeigen ihn als unbeirrbaren „Vorkämpfer desRückschritts“127, als dezidiert anti- semitischen, nationalistischen und frauenfeindlichenWissenschaftspoli- tiker. Walther Brecht gehörte zunächst zuRoethesNachwuchshoffnungen; seineRoethegewidmeteDissertationDieVerfasserderEpistolaeobscurorum virorum (1904) stand auch noch ganz imZeichen philologischer Litera- turbetrachtung. So erklärte Brecht die Stiluntersuchung, mit der er die Autoren der Dunkelmännerbriefe ermittelte, zwar nur dann als zielfüh- rend, wenn sie vom „besonderen künstlerischen Charakter desWerkes“ ausging;diesenzuerfassen,vermögeaber,wieBrechthervorhob,„alleindie philologische Betrachtung“.128 Indem Brecht das „Kunstwerk“ ins Zen- trum des Interesses rückte, betonte er „weniger die textkritische als die hermeneutische Komponente der Philologie“129 und bestimmte gleich- zeitig denUnterschied zu einer rein historischenHerangehensweise: Ichhabe dasThema imengerenSinnephilologisch aufgefaßt; das heißt, ich habe, wie sich dies bei einer auf Feststellung der Verfasserschaft gerichteten Stiluntersuchung von selbst ergibt, die Epistolae wesentlich als Kunstwerk betrachtet, nicht als Zeitdokument. VomKunstwerke bin ich immer ausge- gangen: immerhabeichdieZeitzurErklärungdesKunstwerksherangezogen, niemalsaberdasKunstwerknurzurIllustrationderZeit,wieesderHistoriker tut.130 Brechts Arbeit über die in lateinischer Sprache verfasstenDunkelmänn- erbriefe verfolgte zudemdenZweck, „dendeutschenHumanismus so fest wiemöglich in die deutsche Litteratur- undGeistesgeschichte einzuglie- behalten; in seinemerstenBerliner Jahrzehnt veröffentlichte ermit „Nibelungias undWaltharius“ (1909) nur einen einzigenAufsatz. 125 Vgl. Judersleben: „Philister“ contra „Dilettant“ (1998); ders.: Philologie alsNa- tionalpädagogik (2000). 126 Roethe/Schröder:Regesten zumBriefwechsel (2000). 127 See:GustavRoethe undEdward Schröder (2006), S. 155. 128 Brecht:DieVerfasser derEpistolae obscurumvirorum (1904), S. 2. 129 Bonk:Deutsche Philologie inMünchen (1995), S. 246. 130 Brecht:DieVerfasser derEpistolae obscurumvirorum (1904), S.VII. I.3. Philologie undmoderate Geistesgeschichte 43
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Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Titel
Germanistik in Wien
Untertitel
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Autor
Elisabeth Grabenweger
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
290
Schlagwörter
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Kategorie
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