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Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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ästhetische Ansätze sowie dezidiert geistesgeschichtliche Arbeitsweisen. HattesichMinor–trotzzunehmenderSkepsis–stetsandasProgrammder Philologiegehalten,151soöffneteBrechtseinewissenschaftlichenInteressen nachallenSeiten,was,wienochzuzeigenseinwird, auchdieAuswahlder von ihmgefördertenGermanisten beeinflusste. Brechts ersteWienerVeröffentlichungDeutsche Kriegslieder sonst und jetzt, die 1915 im Berliner Weidmann-Verlag erschien und die er nur wenigeMonate nachBeginndes ErstenWeltkriegs verfasst hatte,152 steht ganz im Zeichen deutscher Siegesgewissheit. Der Text ging aus einem Vortrag hervor, den Brecht im März und April 1915 in Wien und Naumburg/Saale gehalten hatte,153 und verbindet sein wissenschaftliches Programm der (formal-)ästhetischen und historischen Betrachtung mit einer–anRoethes imJahrzuvorpubliziertenRedeWirDeutschenundder Krieg angelehnten –154 deutschnationalen Kriegsbegeisterung. Brecht durchmisst darin deutschsprachige Kriegslyrik vom Mittelalter bis zur unmittelbaren Gegenwart, um die Voraussetzungen für das „moderne ethischeKriegslied,wiewir es alleinwünschen“, zu ermitteln: „Vaterland, als real erlebtes Ideal; höchstausgebildetes Individuum: so reif entwickelte Individualität, daß sie auch denGedanken fassen kann, sich aufzugeben, sich zu opfern für die Gesamt-Volksindividualität, die Nation, das Va- terland.“155 Im Unterschied zur Kriegslyrik des Deutsch-Französischen Kriegsvon1870/71,derdie„patriotischeLeidenschaft“gefehlthabe,zeige lautBrecht„dieProduktionvon1914einauffallendhohesNiveau“,womit er sich vor allem auf die Lyrik von Ludwig Thoma, Richard Dehmel, Albrecht Schaeffer und Rudolf Alexander Schröder bezog.156DenKrieg und die Kriegslyrik begrüßte Brecht „als Befreiung aus ästhetischer Iso- liertheit“, als „Ausfüllung theoretischer Lehre“, als Erlösung durch „ge- meinsamesHandeln“,157 das einen neuen „Aufschwung“ bringen werde, wie es auch1813derFall gewesen sei, als „eineneueFrömmigkeitbegann nachalldenOrgienderAufklärung“.158DieVersicherungdermoralischen, 151 ZuMinor vgl. Faerber: Ich bin einChinese (2004). 152 Brecht schloss dieArbeit andiesemText am12. Juni 1915 ab.Brecht:Deutsche Kriegslieder sonst und jetzt (1915), S. 47. 153 Vgl.Oels: „Denkmal der schönstenGemeinschaft“ (2007), S. 31. 154 Roethe:WirDeutschen undderKrieg (1914); zuBrechtsReaktion auf Roethes Rede vgl.Oels: „Denkmal der schönstenGemeinschaft“ (2007), S. 32–33. 155 Brecht:DeutscheKriegslieder sonst und jetzt (1915), S. 16. 156 Brecht:DeutscheKriegslieder sonst und jetzt (1915), S. 27undS. 38. 157 Brecht:DeutscheKriegslieder sonst und jetzt (1915), S. 39–40. 158 Brecht:DeutscheKriegslieder sonst und jetzt (1915), S. 44–45. I. Die Verfasstheit derWiener Germanistik48
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Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Titel
Germanistik in Wien
Untertitel
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Autor
Elisabeth Grabenweger
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
290
Schlagwörter
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Kategorie
Lehrbücher
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