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Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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Walther Brecht hätte der Nadler’schen Konzeption, betrachtet man seinekulturpolitischenAussagen, indenenerstets füreinegesamtdeutsche Kulturauffassung eintrat und sich zudem für die Zusammenführung Deutschlands undÖsterreichs aussprach, eigentlich uneingeschränkt po- sitiv gegenüberstehen müssen. Tatsächlich nahm Brecht zu dieser For- schungs-undkulturpolitischenFrageaberwechselndePositionenein.Sein erster Aufsatz zur österreichischenLiteratur, die erwähnteÜberblicksdar- stellung „Wesen undWerdender deutsch-österreichischenLiteratur“ von 1920, stand noch ganz im Zeichen gesamtdeutscher Interessen. Darin heißt es gleich zuBeginn, dass die „deutsch-österreichischeLiteratur […] einintegrierenderTeilderdeutschen“seiunddassesdeshalb„keinenurfür sich existierendedeutsch-österreichischeLiteratur geben“könne.Darüber hinaus sei die österreichische Literatur auch nur zu denZeiten „gut [ge- wesen], wo sie mit der des übrigen Deutschland in lebendiger […] Wechselwirkung stand“.190 Das zeige sich vor allem daran, dass der österreichischen Literatur des 16. Jahrhunderts aufgrund der „geistige[n] Abschnürung Österreichs vom übrigen Deutschland“ durch die Gegen- reformation ein hoher „geistige[r] undwirtschaftliche[r] Schade[n]“ ent- stand.191NacheinemnichtohneKlischeesauskommendenDurchgangvon Walther von der Vogelweide über die Zeit Kaiser Maximilians, den österreichischen Barock und die Volksbühne des 18. und frühen 19. Jahrhunderts bishin zuFranzGrillparzer, indemderösterreichischen Literatureinestarke„NähezumVolkstum“192, „Naivität“, „Verspätung im Geistigen“ und eine geringere „Gefahr theoretischer Überbildung“193 at- testiert wird, was sie als kongeniale Schwester der deutschen, stärker ab- straktkonstruiertenLiteraturausweise,kamBrecht zu folgendemSchluss: Heutige österreichische und reichsdeutsche Literatur gehören zusammen: in natürlicher organischer Ergänzung! Nicht geradewieKopf undHerz, aber wieGeist undNatur, Vernunft und Sinne,LeibundblühendeFarbe,kühneNeueroberungundfesteStiltradition, Licht undWärme.DieseWärmeÖsterreichsKulturmission! DasÖsterreichische istvielleichtdiejenigeFormdesDeutschen, inderesdem Ausländer am leichtesten, am liebenswürdigsten zugänglichwird;Grillparzer für ihn vielleicht der besteWeg zuGoethe. Aber diesenWeg zu betreten,müssenwir ihm heute selber überlassen.Wir haben genugmit uns zu tun. 190 Brecht:WesenundWerdenderdeutsch-österreichischenLiteratur (1920),S.337. 191 Brecht:WesenundWerdenderdeutsch-österreichischenLiteratur (1920),S.340. 192 Brecht:WesenundWerdenderdeutsch-österreichischenLiteratur (1920),S.339. 193 Brecht:WesenundWerdenderdeutsch-österreichischenLiteratur (1920),S.341. I. Die Verfasstheit derWiener Germanistik56
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Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Titel
Germanistik in Wien
Untertitel
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Autor
Elisabeth Grabenweger
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
290
Schlagwörter
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Kategorie
Lehrbücher
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