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Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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DerWegistda,aberdasLand,durchdaser führt,wirdbaldunkenntlichsein. Nur als Teil des großen Mutterlandes kann Österreich sich retten; wird ÖsterreichÖsterreich bleiben.194 Brechts Überlegungen zur österreichischen Literatur, die ihn hier unter demEindruck des Zusammenbruchs derMonarchie und inAbgrenzung zur ErstenÖsterreichischen Republik wie selbstverständlich den – nicht nur kulturellen –Anschluss anDeutschlandpostulieren ließen, bekamen elf JahrespätereineganzandereFärbung.Indem1931erschienenen,seine bisherigen Erörterungen zur österreichischen Literatur zusammenfassen- den Aufsatz „Österreichische Geistesform und österreichische Dich- tung“,195denBrechtbereitsalsOrdinariusinMünchenverfasste,änderteer seinenBlickwinkelnachdrücklich.Brecht vertratdarinnichtmehr auf ein einheitlichesDeutschesReich gerichtete Standpunkte, sondernknüpfte – Nadler rückwärts überspringend – an ältere, differenziertere Forschungs- paradigmen an, wie sie August Sauer und seine Generation vertreten hatten. Sobestimmte er nundieAusrichtung einer österreichischenLite- raturforschung im Sinne von Sauers Charakteristik, nach der die öster- reichische Literatur im Spannungsfeld zwischen den anderen deutschen und den anderssprachigen Literaturen der Habsburgermonarchie be- schriebenwerden sollte: Wie denn die schwierige Aufgabe einer allgemeinen österreichischen Litera- turgeschichte, die vom altenGesamtstaate ausginge, eigentlich darin zu be- stehen hätte, die deutsch geschriebene, aber von andernNationalitäten des Reiches an bestimmten Punkten vielfach tingierte Literatur der Deutsch- österreicher von der fremdsprachig oder auch noch deutsch geschriebenen Literatur der „Nationalitäten“ einerseits zu unterscheiden, aber auch an den Punkten,wodieseElementeunlöslichundununterscheidbarsichamalgamiert haben, diese vonGeschichte undNatur geschaffene Verbundenheit anzuer- kennenunddie so komplexenGebildemethodisch zuuntersuchen.Trifft es nicht zu, in der deutsch geschriebenen österreichischen Literatur ausschließ- lich die literarischeHervorbringung eines deutschen Stammes zu sehenwie andrerauch–niemandwirdvonihrrein indemSinnesprechenwievoneiner rheinländischen oder hessischen – so geht es auf der anderen Seite wohl zu 194 Brecht:WesenundWerdenderdeutsch-österreichischenLiteratur(1920),S.349– 350. 195 IndemAufsatzübernahmBrechtÜberlegungenundFormulierungenausBrecht: WienunddiedeutscheLiteratur (1924);ders.:OesterreichischeGeistesformund oesterreichische Dichtung I (1929); ders.: Die Wesensart des Oesterreichers (1929). I.3. Philologie undmoderate Geistesgeschichte 57
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Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Titel
Germanistik in Wien
Untertitel
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Autor
Elisabeth Grabenweger
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
290
Schlagwörter
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Kategorie
Lehrbücher
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