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Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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legeCarl vonKrauswar gelinde irritiert.Auf einennicht erhaltenenBrief desAltgermanisten antwortete Brecht im Juli 1923: Was Sie in u. an meinem Aufsatz ,ungewöhnlich graciös‘ finden, kommt natürlichdurchausaufHofmannsthalsRechnungundzwarwörtlich:dennich habe ja nicht nur viele seiner Begriffe, Symbole,Motive, sondern auch eine Anzahl seiner besonderen Ausdrücke (z.B. „Präexistenz“, „Verschuldung“, „Süßigkeit in der Verschuldung“) aus seinemmir gelegentlich überlassenen ganz privaten zerstreutenAufzeichnungen „Ad se[!] ipsum“ herübergenom- men.EswarkeineKleinigkeit,dieseGeheimschriftzudeutenu.ihreZügemit meinen seit je bestehenden Auffassungen von ihm zu einem leidlich philo- logisierten,nat[ürlich]nochvereinfachtenu.geklärtenBildezuvereinigen.Sie finden es,mir völlig begreiflich, graziös, er natürlich vergröbert.209 Bei Brechts Versuch, gleichzeitig sowohl literarischen als auch wissen- schaftlichenDarstellungs- undAusdrucksweisen gerecht zuwerden, han- delte es sich um eine Gratwanderung, die eine Annäherung der beiden Sphären im Sinn hatte und zeitgenössisch durchaus keine singuläre Er- scheinung innerhalb des wissenschaftlichen Feldes war.210Brecht verhalf diese Hinwendung zu ästhetisch und stilistisch prononcierten Darstel- lungsverfahren aber,wie seinBrief anCarl vonKraus zeigt, weder zu be- sonderer Anerkennung von Fachvertretern noch vom Dichter selbst. Ähnliches lässt sich überBrechts Beitrag zurEranos-Festschrift anlässlich Hofmannsthals 50.Geburtstags 1924 sagen, in demer eine „Fragmenta- rische Betrachtung überHofmannsthalsWeltbild“ anstellte, die auf eine einheitliche Gesamtschau von Hofmannsthals Werk abzielte. Die von Brecht angenommeneWeiter- undHöherentwicklung inHofmannsthals Oeuvre erklärte der Germanist mit folgenden – wissenschaftlich wenig erhellenden–Worten,die stilistischoffenkundignichtAusdruck einer an Nüchternheit und Sachlichkeit orientierten akademischen Sprache sind: Traf man früher manchmal auf, unendlich reizvolle, Addition, wenn der vergröberndeVergleicherlaubt ist, soherrscht jetzt Integration.Dies istnicht nur der allgemeine menschlich-dichterische Vorgang, nicht nur Sache des Lebensalters: ein tieferes scheint sich anzuzeigen.Wer auf das „GroßeWelt- theater“,aufden„Turm“nureineneindringenderenBlickrichtet,erkennt,wie die rätselhafte Verschlungenheit aller Geschicke hier dunkelklar in bezie- 209 Brief vonBrecht anKraus vom20. Juli 1923;BSBMünchen,NachlassCarl von Kraus,Krausiana I. 210 Zu diesemThemenkomplex vgl. Trommler: Geist oder Gestus? (1997); Oster- kamp:FriedrichGundolf zwischenKunstundWissenschaft(1993);Weimar:Das MustergeistesgeschichtlicherDarstellung(1993);sowieKap.III.1.undKap.III.2. I. Die Verfasstheit derWiener Germanistik60
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Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Titel
Germanistik in Wien
Untertitel
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Autor
Elisabeth Grabenweger
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
290
Schlagwörter
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Kategorie
Lehrbücher
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