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Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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festgelegte Sprache und der Briefroman als bevorzugte Form, dass sich nicht nur Laien, sondern auchFrauen zumerstenMal in einer nennens- werten Zahl am literarischen Schaffen beteiligen konnten. In der Kapi- telzusammenfassung legt Touaillon auch gerade darauf Wert, dass nicht unbedingt die ,Begabung‘ der Frau die Ursache für ihren bisherigen Ausschluss aus der literarischen Produktion darstellte, sondern die Ver- fasstheit derLiteratur selbst: „Als derRomandieFamilie zu seinemStoff, denBrief zuseinerFormmachte,hattesichdieKunstdenFrauengenähert und so entstandder deutsche Frauenroman.“ (Touaillon 1919, 66) WieTouaillon bei ihrerDarstellung der einzelnen Schriftstellerinnen imDetailvorgeht, lässtsichanihrenumfassendenErläuterungenzuSophie von La Roche zeigen, die 1771 mit der Geschichte des Fräuleins von Sternheimnicht nur als erste Frauüberhaupt alsRomanschriftstellerin an dieÖffentlichkeit trat, sonderngleichzeitigauchdenerstenempfindsamen Roman schuf. Zunächst entwirft TouaillonLaRochesBiographie, wobei Elternhaus, Ehe, Kinder, die gesellschaftliche und ökonomische Stellung sowie die Beurteilung durch Zeitgenossen ebenso breiten Raum einneh- menwie Beteuerungen, dass ihre „Dichtung […] schon in der Kindheit […] im Keime vorgebildet“ gewesen sei. Das zeige sich daran, dass La Roche – wie Touaillon einem Brief der Autorin an Christoph Martin Wielandentnimmt–bereitsmit sechs Jahrendie „beidenHauptelemente ihrer Handlung“, den „Kuß und die Träne“, zu ihren bevorzugten Aus- drucksmitteln erklärte. (Touaillon 1919, 71–72) NachstrengphilologischenUntersuchungenzuEntstehungsgeschichte und Textgenese derGeschichte des Fräuleins von Sternheim widmet sich Touaillon der Einflussforschung. So beruhe die Handlung des Romans zum ersten Mal in der Geschichte der Literatur fast durchgehend auf theologischer, insbesondere pietistischer Grundlage. Die drei Stufen (Versuchung – Erniedrigung – Erhöhung), nach denen das Leben der Heldin aufgebaut sei, entsprächen dem Grundschema des christlichen Mythos; die „großeWichtigkeit, welche dieDichterin der Verzweiflung ihrer Heldin beilegt“ (Touaillon 1919, 104), lasse den Einfluss des pie- tistischen Theologen August Hermann Francke erkennen, der die Ver- zweiflung als einzigmöglichenWeg zu echtemChristentumansah. Aber auchvieleweiterepietistische Ideen fänden sich inLaRochesRoman:die „Wendung […] gegen das Weltleben“, die „Forderung des geduldigen Ertragens von Trübsal, Angst und Spott“, die „Sehnsucht nach einem Leben in Friede und Freundschaftmit jedermann“und nicht zuletzt die Überzeugung, dass „guteHandlungen viel ruhmwürdiger als die feinsten Gedanken“seien.NebendemPietismushatten, lautTouaillon, aberauch, II. Christine Touaillon (1878–1928)106
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Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Titel
Germanistik in Wien
Untertitel
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Autor
Elisabeth Grabenweger
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
290
Schlagwörter
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Kategorie
Lehrbücher
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