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Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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vor allem für das „Äußere derHandlung“,Motive des älteren deutschen Romans (Verkleidung,Missverständnisse, Gefangenschaft etc.) undMo- tive des englischen Familienromans (heimliche Heirat, Gefährdung der Tugend etc.) Einfluss auf La Roches Schaffen, wobei offensichtliche Ähnlichkeiten mit Samuel Richardsons Romanen Pamela (1740) und Clarissa (1748) auszumachen seien. (Touaillon 1919, 105) VorgängerfunktionhabedieGeschichtedesFräuleinsvonSternheimaber auch in der Anlage der Figuren; so besitze der Held Lord Seymour „WertherzügevordemWerther“unddieHeldinseischonzeitgenössischals „neuerundexotischerTypus“eingeschätztworden.(Touaillon1919,107– 108)LordSeymourfindetimLiebeskummerseineeinzigeBefriedigung,er „klagt statt zu handeln“, ist unentschlossen und fühlt, dass „seine Emp- findungen ihmgefährlichwerden“; Sophie von Sternheimwiederumhat bereits ein „empfindsames Äußeres“, sie ist „nicht mehr vollkommen schön“,beeindrucktabermiteinem„GesichtvollSeele“. (Touaillon1919, 108) Gleichzeitig weise der Roman auch die für die Empfindsamkeit „typische Unterscheidung zwischen männlicher und weiblicher Emp- findsamkeit“ auf:Während dieHeldin trotz ihrer Konzentration auf die Vorgänge in ihrem Inneren immer gefasst und gütig bleibt, ist Lord Sey- mour stets „schwermütig bis zurZerrissenheit“. Außerdem finden sich in demRoman die für die Empfindsamkeit charakteristischen „Männerträ- nen“,die „LiebeaufdenerstenBlick“, ein„ÜbermaßanEmpfindungen“, das „Gefühl derUnzulänglichkeit des Lebens“, das „Motiv derKrankheit ausKummer“und nicht zuletzt eineVielzahl an empfindsamenBriefen, die immer undüberall geschriebenwerden. (Touaillon 1919, 110) Auch in der Technik des Romans sieht Touaillon einen klaren Fort- schritt gegenüberdenVorgängernderSternheim:Sofehledie „Suchtnach Spannung“ (Touaillon 1919, 112), die den heroisch-galanten Roman kennzeichne, und der zusammenfassende und aufklärende Erzähler, der durch den rationalistischenRoman führe, ebensowie die für beide typi- schenundurchsichtigenVerwicklungenundVersteckspielezugunsteneines klaren, übersichtlichen und kunstvoll gestaltetenAufbaus. Selbst die von Richardson übernommene Brieftechnik habe La Roche durch dasWeg- lassen der Antwortschreiben dahingehend modifiziert, dass eine klare StraffungderDarstellungzuerkennensei.BezüglichderSprachekönneder Roman,wie schonEnde des 18. Jahrhunderts derTheologe undBonner Professor für Literatur Eulogius Schneider und im19. Jahrhundert auch II.2. Literatur-, Kultur- und Sozialgeschichte 107
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Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Titel
Germanistik in Wien
Untertitel
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Autor
Elisabeth Grabenweger
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
290
Schlagwörter
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Kategorie
Lehrbücher
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