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Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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Forschung„nurihrenpersönlichenBeziehungenzurromantischenSchule“ (Touaillon 1919, 577) verdanke. Ganzanders fälltTouaillonsUrteilüberKarolineAugusteFischer aus, derwederzuihrenLebzeitennochinderLiteraturgeschichtenennenswerte Beachtung geschenkt wurde. Zu Unrecht, wie Touaillon findet, da die Autorinnichtnur„durchihreEigenart,durchdieKraft ihrerEmpfindung undDarstellungalleanderendeutschenFrauendes18. Jahrhundertsweit“ übertreffe (Touaillon1919,578), sonderngleichzeitigaucheine„glutvolle Vorkämpferin der neuenFrauenrechte“ gewesen sei, wie nicht nur ihr li- terarischesOeuvre, sondern auch ihre feministischeAbhandlungÜberdie Weiber (1813)zeige. (Touaillon1919,582)BereitsFischers erster,1801in LeipzigpublizierterRomanGustavsVerirrungenzeichnesich, soTouaillon, durcheinen„völligneuenGeist“aus,demdie„WeltderTugend“genauso fernliegewiedie„WeltdersanftenGefühle“.Vielmehrfalledie„Kühnheit desGrundmotivs“ auf, in dem es nicht wie bisher umdie Beschreibung eines fertigenoderdieVorgabe eines idealenZustandes gehe, sondernum die Art undWeise, wie ein Mensch zu dem wird, was er ist. In einer Entwicklungs- undBildungsgeschichte wird derHeldGustav von seiner Kindheit bis zu seinemTod–unddarüberhinaus–begleitet.Dabeiwird selbst die „kühne Schilderung der Leidenschaft und Sinnlichkeit“ nicht ausgespart, was, wie Touaillon betont, „bei einer Frau an derWende des 18. Jahrhunderts noch ein unerhörtes Wagnis“ gewesen sei. (Touaillon 1919,584–585)Darüberhinauszeichnesichder–durchdenBerichtdes Protagonisten und dessen Freundes – in zweifacher Ich-Perspektive ver- fassteRomandurchdieKnappheitderDarstellung,das rascheTempo,die häufigenDialoge unddie gewandte Sprache aus. Fischers zweiter Roman Die Honigmonathe (1802) nimmt seinen Ausgang ineinemvehementenProtestgegenKarolinevonWobesers1795 erschienenenErfolgsromanElisa,oderdasWeibwiees seyn sollte, indemdie bedingungsloseUnterordnung der Frau unter denMann gefordert wird. Bemerkenswert und beispiellos findet Touaillon die Konzentration des Romansauf„innereSchicksale“undden„NutzenderLeidenschaften“,die, so Touaillon, zum erstenMal im deutschen Frauenroman nicht nur die ,sanften‘Gefühle verdrängen, sondern ohne die sich vor allem auch kein moralischesBewusstsein entwickelnkönne. (Touaillon1919,588)Damit verabschiede Fischer ein Frauenideal, „in welchemWeichheit gleich Tu- gend,HärtegleichLaster“gewesensei,undstelle stattdessenein„gesundes Gleichgewicht zwischenEgoismusundAltruismus“her. (Touaillon1919, 591–592)AuchhabeFischers Sprachenichts vonder „Weitschweifigkeit undSchwerfälligkeit“derLiteraturdes 18. Jahrhunderts, sondern zeichne II. Christine Touaillon (1878–1928)116
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Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Titel
Germanistik in Wien
Untertitel
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Autor
Elisabeth Grabenweger
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
290
Schlagwörter
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Kategorie
Lehrbücher
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