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Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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hundert bei denMännern geradezu dasMerkmal jedes großenGeistes“ gewesen sei, fehle überhaupt ganz. (Touaillon 1919, 640) DerVorstellung, dass diese „Verschiedenheiten derWerke“ auf „Ver- schiedenheitendermännlichenundweiblichenNatur“beruhenkönnten, widersprichtTouaillontrotzdemmitNachdruck.Vielmehrseiensieeinzig und allein mit „den verschiedenen Lebensverhältnissen“ und „den An- schauungendes18. JahrhundertsüberdasVerhältnisderGeschlechter“zu erklären. (Touaillon 1919, 643) Unzureichender Unterricht, das Fern- halten von öffentlichen Positionen, die Festschreibung auf das familiäre Umfeld, die engen Tugendvorstellungen hätten nicht nur dazu geführt, dass Frauen erst imDurchschnitt mitMitte dreißig, also viel später als Männer,zuschreibenbegannen,sonderngleichzeitigauchdieGrenzender Handlung,dieTechnik, dieSpracheunddenTonderRomanebestimmt. Diegebräuchliche„AnekdotevonderVeröffentlichungeinesWerkesohne VorwissenderVerfasserin“unddie vorherrschende erzieherischeTendenz der Romane seien wiederumdarauf zurückzuführen, dassÖffentlichkeit und literarischesSchaffenvonFrauennurdanngebilligtwordensei,wenn einklarerkennbarer,vonMännernabgesegneterNutzendamitverbunden war. (Touaillon 1919, 645)Daraus lasse sich auch die starke Beteiligung von Schriftstellerinnen an Romanen der Aufklärung erklären, die durch das familiäre Setting und die pädagogische Ausrichtung den Lebensum- ständen der Frauen entgegengekommen seien, während derGenieroman des Sturm und Drang nicht nur dem männlichen Frauenideal wider- sprochen, sondern auch durch seine Entstehung im akademischen, uni- versitärenUmfeldFrauenvonvornhereinausgeschlossenhabe.Diegeringe Beteiligung von Schriftstellerinnen an der Romantik erklärt Touaillon wiederummit der darin postulierten Auflösung familiärer und ehelicher Verbindungen; diewenigenAutorinnen desKlassizismusmit dessenAn- spruch eines „hohen, inBildung umgesetztenWissens“. Einzig die Emp- findsamkeit habe es als „Revolution der Schwachen“den Frauen ermög- licht, über ihre Unzufriedenheit zu klagen, ohne gleichzeitig zu – als unweiblich empfundener – Empörung oder gar zur Tat schreiten zu müssen. (Touaillon 1919, 648–649) IhreStudiebeendetTouaillonmit einerkurzenund– imVergleich zu ihrenbisdahinüberwiegendhistorischfundiertenErörterungen–auffällig spekulativenDiskussion einer Frage, die zuBeginn des 20. Jahrhunderts äußerst populär war und zumeist polemisch verhandelt wurde.Nämlich, obderdeutscheRomandurchdenEintritt vonFraueneine„Bereicherung oderVerarmung“erfahrenhabe.Auffällig sei lautTouaillonzunächst,dass das „ÜberhandnehmenderweiblichenSchriftstellerei“dazugeführthabe, II. Christine Touaillon (1878–1928)120
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Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Titel
Germanistik in Wien
Untertitel
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Autor
Elisabeth Grabenweger
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
290
Schlagwörter
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Kategorie
Lehrbücher
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