Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Lehrbücher
Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Seite - 128 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 128 - in Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)

Bild der Seite - 128 -

Bild der Seite - 128 - in Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)

Text der Seite - 128 -

Tendenz fungierten weibliche Romangestalten, die gegen Ende des 18. JahrhundertswahrlichKonjunktur hatten.116 Mit der nunmehr klarenUnterscheidung zwischenmännlichen und weiblichen Eigenschaften war eine Grundlage geschaffen, die der litera- rischenÖffentlichkeit dieMöglichkeit bot, gegenüber der neu hinzutre- tenden Gruppe schreibender Frauen eine autoritäre Kontrollfunktion auszuüben.DieseKontrollfunktion umfasste sowohl die Produktion und Publikation der Texte von Frauen als auch derenRezeption.Das Etikett ,Frauenliteratur‘wurde dabei zu einem Instrument, umdenHandlungs- spielraumvonAutorinnenzubeschränkenundumihrSchreibenaneinen vonder patriarchalischenLiteratur- undKulturpolitik diszipliniertenOrt zu verweisen. Die wohl berühmteste Rezension, die diese Zuordnungen deutlich ausspricht, ist die Sammelbesprechung von drei von Frauen verfasstenRomanen,die JohannWolfgangGoethe1806 inder Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung veröffentlichte. Darin empfahl Goethe den „ÄußerungeneinerweiblichenFeder“immerdieÜberprüfungdurcheinen männlichenAutor, damitalleUnweiblichkeitenausgelöschtwürdenundnichts ineinemsolchen Werke zurückbliebe, was dem natürlichen Gefühl, dem liebevollenWesen, den romantischenherzerhebendenAnsichten, der anmuthvollenDarstellung und allemdemGuten,wasweibliche Schriften so reichlich besitzen, sich als ein lästigesGegengewicht anhängendürfte.117 Für,hoheLiteraturmitKunstanspruch‘kamenRomanevonFrauenschon allein aufgrund ihres moralischen und didaktischen Charakters nicht in Frage,weshalbsieausdemKanonderSchulenundUniversitätenfielen.118 InRezensionenwurden sie–wiebeider zitiertenKritikGoethes–häufig nicht einzeln, sondern gesammelt besprochen119 und in den populären Literaturgeschichten,dieauchweiterhinLiteraturvonFrauenaufnahmen, wurden sie nicht in den Gang der dargestellten Geschichte integriert, sondern in eigenen Kapiteln zusammengefasst und isoliert: bei Robert Prutzunter„DichtendeFrauen“,beiGeorgWeberunter„Frauenliteratur“ 116 Dafür spricht auch die große Anzahl an Romanen aus dieser Zeit, deren Titel einfach aus einemweiblichen (Vor-)Namenbesteht. 117 Goethe: Anonym, Bekenntnisse einer schönen Seele; Anonym, Melanie das Findelkind; EleutherieHolberg,WilhelmDumont [Rez., 1806] (1901), S. 382 undS. 383–384. 118 Vgl.Heydebrand/Winko:Geschlechterdifferenzund literarischerKanon (1994), S. 138–139undS. 143–145. 119 Heydebrand/Winko: Geschlechterdifferenz und literarischer Kanon (1994), S. 103. II. Christine Touaillon (1878–1928)128
zurück zum  Buch Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)"
Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Titel
Germanistik in Wien
Untertitel
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Autor
Elisabeth Grabenweger
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
290
Schlagwörter
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Kategorie
Lehrbücher
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Germanistik in Wien