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Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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ein Gesamtbild ergeben sollten,6 sondern setzte sofort auf umfassende Synthesenbildung:Mit psychologischen,medizinischen, philosophischen und ästhetischen Erklärungsmustern versuchte sie, die bisher in der Deutschen Philologie angenommenen, disparaten und scheinbar unver- einbarenBildereinesfrühenundeinesspätenTieck,einerfrühenundeiner spätenRomantik, zu revidieren, indem sie anhand derMotive desWun- derbaren,derDämonieunddesIrrationaleneineinsichgeschlossene,nicht widersprüchliche Gesamtdeutung des Dichters unternahm. Ebenso auf Synthesenbildung konzentriert ist Thalmanns Habilitationsschrift Der Trivialromanund der romantische Roman, in der es ihr aber nicht umdie einheitlicheGesamtauffassung eines einzelnenDichters, sondernumeine kontinuierliche Entwicklung zwischen trivialem Bundesroman und ro- mantischemKunstroman ging; eine Entwicklung, die sie durch umfas- sendeMotivstudien zubeweisen suchte.7 Hatte sichThalmannmit diesen beiden Schriften nicht nur von der von Rudolf Haym begründeten, wirkungsmächtigen Teilung des Tieck- Bilds,8 sondern auch von der auf biographische undwerkgenetische Ein- zelfragen spezialisierten philologischen Betrachtung der Romantik dis- tanziert,9 so betrat siemit ihrer nächsten Studie einen ganz anderen, aber ebenso,wennmanwill, innovativen,10 zumindest aber antiphilologischen 6 Schon überWilhelm Scherer schrieb Josef Körner, dass dieser zu der von den anderenGermanisten des 19. Jahrhunderts betriebenen „geduldigenMühsal sta- tistischer Sammlungen, aus denen durch bloße Vergleichung der Tabellen die Erkenntnis gleichsam automatisch sich ergibt“, keine Neigung hatte. Körner: DeutschePhilologie [1935], S. 71. 7 Laut Jack Zipes handelt es sich um die „erste umfassendeMotivstudie zur Ro- mantik“.Zipes:Geleitwort (1976), S. 10 (Hervorh. E.G.). 8 Vgl.Haym:DieromantischeSchule (1870),einezweiteAuflagedeserfolgreichen Buchserschien1906,einedritte1914,einevierte1920undeinefünfte,vonOskar Walzel besorgte 1928. 9 Zur germanistischenRomantikrezeption vgl.Kap. III.1. 10 Dass es sich bei ThalmannsTexten um innovative oder zumindest neueAnsätze handelte,wurde inder zeitgenössischenRezeptionhäufigbetont.AdolfGrolman bezeichnete Thalmanns Studie Gestaltungsfragen der Lyrik als „Vorläufer und Anfang“derartigerUntersuchungen, CurtHille als „Neuland“.Grolman:Mari- anne Thalmann,Gestaltungsfragen der Lyrik [Rez.] (1926), S. 140;Hille:Ma- rianne Thalmann, Gestaltungsfragen der Lyrik [Rez.] (1926), Sp. 340–341. – Léon Pineau wiederum meinte, dass es Thalmanns 1928 erschienenem Buch Henrik Ibsen, ein Erlebnis der Deutschen „nemanque pas d’originalité“ [anOri- ginalität nichtmangele, E.G.]; dieDie Anarchie imBürgertum von 1932wurde wiederum als „erste Untersuchung undDarstellung dieser Art“ gelobt. Pineau: Marianne Thalmann,Henrik Ibsen [Rez.] (1929), S. 309; St.:Marianne Thal- III.Marianne Thalmann (1888–1975) 141
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Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Titel
Germanistik in Wien
Untertitel
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Autor
Elisabeth Grabenweger
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
290
Schlagwörter
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Kategorie
Lehrbücher
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