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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
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19Das italienische Originalwerk gen als trügerisch bezeichnet. In welchem Ausmaß sich die Polemik auf unmittelbar zurückliegende Ereignisse bezieht, ist allein an den zahlreichen Hinweisen abzulesen, deren Inhalt ohne exakte Kenntnisse der aktuellen Streitlage gar nicht zu begreifen ist. In glänzender Rhetorik, die sich an der perfekten Ausgewogenheit der Satzglieder, dem reichen Vokabular und der fantasievollen Verwendung von Bildern manifestiert, polemisiert Marino gegen kalvinistische Intellektuelle, deren Hauptschuld aus seiner Sicht wohl darin besteht, Rivalen im Kampf um einflussreiche Positionen am fran- zösischen Hof zu sein. Im Zentrum seiner Aggressionen stehen daher die Vergleiche dieser protestantischen Gegner mit Tieren, deren Aussehen oder Verhalten als Defor- mation der Natur empfunden werden können. Der Autor bezeichnet die Gegenpartei als Spinnen, Hyänen, Aasgeier, Kröten und ähnliche abscheuerregende Tiere, um sie allein durch ihre Erscheinung schon dem Reich des Teufels zuzuordnen. Durch die gezielt damit verknüpften Beispiele aus ihrem Verhalten wird dieser Eindruck auf ihr politisches Handeln übertragen und dieses damit als teuflisch denunziert. Das politische Geschick von Marino lässt sich allein an dem bemerkenswerten De- tail ablesen, dass seine polemische Schrift ihm die angestrebte Protektion des Hofes einbringt, ohne ihn einer öffentlichen Debatte auszusetzen : Er überreicht sein Ma- nuskript von La sferza invettiva dem König und dem neuen Favoriten Charles de Luynes, welche auf eine Drucklegung offensichtlich keinen Wert legen, da das Werk erst 1625 nach der Rückkehr des Autors nach Italien zum ersten Mal erscheint. Dieser strategische Erfolg muss den seine Segel nach den Stürmen der höfischen Intrigen ausrichtenden Dichter wohl mit Genugtuung erfüllt haben, denn : Il tutto ottenuto con il non trascurabile profumo della gratuità, posto che la mancata pub- blicazione dell’invettiva consentiva a Marino d’incamerare la vittoria senza pur un’oncia di rischio, al prezzo di qualche giorno passato allo scrittoio a comporre prima e a copiare per il Papa poi una trentina di carte.19 Marino selbst übt in weiterer Folge eine beachtliche Zurückhaltung in Hinsicht auf La sferza invettiva, denn er erwähnt  – soweit bekannt  – die Schrift weder in späteren Werken noch in seiner Korrespondenz.20 Wie es ein Jahr vor seinem Tod zur Veröf- fentlichung in Paris und den Folgeausgaben in Italien gekommen ist, kann nach heu- tigem Stand der Forschung nicht beantwortet werden. Bemerkenswert bleibt jedenfalls, dass dieses im Grunde unbedeutende Werk von Marino ungefähr 30 Jahre nach seiner ersten Drucklegung den Weg in das gegenre- 19 Carminati : Note, S.  193. 20 Vgl. Carminati : Note, S.  204.
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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79696-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
170
Schlagwörter
Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
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