Seite - 26 - in Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
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26 Das italienische Originalwerk
mir eher reidige Schaff/ alß Hirten ; gedenck ich eurer Boßheit nach/ so halt ich euch vil eher
Wölff/ alß Schaffe seyn. (S. 26f.)
Der Übersetzer ist sichtlich um eine getreue Übertragung der Polemik bemüht, auch
wenn ihm die Wiedergabe der ausgefeilten, mehrfach auf Alliteration basierenden
Rhetorik des italienischen Originals nicht wirklich gelingt. Das gilt auch für die zahl-
reichen repetitiven Konstruktionen, die Marino zur Betonung seiner Vorwürfe zum
Einsatz bringt, welche durch die weniger konsequente Syntax im Deutschen kaum
sichtbar bleiben :
Al fuoco dunque dannare si deono tutti costoro insieme con que’ loro libri, doue tali dottrine
si contengono. Deonsi punire gli impressori, e i venditori d’essi. Deonsi rimouere le scuole, &
gl’essercitij loro dalle comunità ; Deonsi prohibire le lor Sinodi, & Assemblee ; Deonsi spianar
le lor catedre, & diroccare le loro Chiese. (S. 59)
Soll man dahero zum feür <146> verdammen/ all die jenigen/ sambt allen jhren Büchern/ so
dergleichen Lehr begreiffen ; straffen soll man die Trucker/ vnd die verkauffer derselben ; die
schulen vnd jhre übungen ; Jhr sätze vnd zusammenkunfften/ soll man vnder der Gemein
verbieten ; man soll jhre Predig-stül verschleiffen/ vnd jhre Kirchen übern hauffen werffen.
(S. 145f.)
Den deutlichen Mangel an Expressivität versucht der Verleger mit grafischen Mitteln
wie der Hervorhebung von besonders heftigen Beschimpfungen durch Kursivdruck zu
kompensieren :
O cagnacci arrabbiati, dunque voi osate di trattar d’heresia con vn Prencipe, specchio an-
tichissimo, & scudo inespugnabile della vera religione ? Lupi uoraci se la religione è parte
integrale della giustitia, & la giustitia è tanto necessaria al gouerno che senza essa il Prencipe
diuien Tiranno, come fate professione di leali opponendogli nel vostro discorso implicite
l’inettie di si maluagi insegnamenti, e consigliandolo tacitamente à mutar culto ? (S. 37f.)
So dörfft Jhr (Winnige Hunde) dann denselben Fürsten einen Ketzer nennen/ der je vnd
allzeit/ ein spiegel vnd vnüberwindlicher Schild/ deß waaren Glaubens gewesen ist ? Wann
dann der Glauben (reissende Wölff) ein haupt<82>theil der Gerechtigkeit/ die Gerechtigkeit
aber/ der Herrschung so nöthig/ daß ohn dieselbe der Fürst ein Wüterich ist/ wie wolt Jhr
dann für treue Vnderthanen angesehen werden/ wann Jhr dem König in eurer red/ so grosse
thorheiten eurer Gottlosen Lehr/ eingeflochtner fürtragen vnd jhm glauben zu ändern/ rat-
hen dörfft ? (S. 81f.)
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 170
- Schlagwörter
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
- Kategorien
- Weiteres Belletristik