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Pest der Fürsten. Man lese nur dasselbe Buch/ Der starcke Donner-strahl/ genannt.
Man vberschlage ein anders/ mit der vberschrifft. Von den Französischen Wütte-
reyen.
Bring man noch ein anders vor/ genannt Frey Franckreich/ Frantzen Ottomans.
Such man nur ein wenig nach/ in den wercken viler deß Calvini Lehr-Jungen/
vnd ab<55>sonderlich die Gesichter König Carls deß Neunten/ den Wekker/
wider erst gedachten Carln ? das Leben der Heiligen Catharinen von Florentz ;
welche Catharina von Medici/ Mutter eben dises Königs war ; eytel Französische
vnd zu Jenff gedruckte Bücher ; Damals wird sich sehen lassen/ wo der vrsprung
so gefährlicher schlüsse herkommen.
Mit einem wort/ je mehr ich der ersten vnd vornembsten wurtzel diser eurer
vnmenschlichkeit nach suche/ als die euch bewegt/ mit einem solchen grimm/
Leute/ eines so heiligen/ vnd im wissen/ <58> vnd gewissen/ so vnsträfflichen
wandels/ zubeleydigen/ je mehr bleib ich auff der meinung/ daß es nichts alß
lauter Neid gegen jhrem glück/ vnd löblichem vorgang sey.
Das ist ohne zweifel derselbe wurm/ der euch das Jnngeweid zernagt/ vnd die
gallen so vil schmählicher gottlosigkeit hat machen außwerffen.
Jch hab zu einer zeit vermeint/ es seye falsch/ was jener grosse Kirchenlehrer
schreibt ;12 daß nemlich einem Menschen vnmüglich sey/ daß Leben zube-
schliessen/ ohne von dergleichen <59> HundsZähnen angegriffen werden ; vnd
vermeinendt/ daß die Vnschuld/ zu der eignen ruhe solte genug seyn ; Ja mich
allerdings Obrigkeitlichen Schutzes getröstend/ dessen mich mein gutes Ge-
wissen versichern kunte/ forchte ich mich wenig/ vor den Hinderlisten/ dises
verleumbderischen geschmeisses ; aber die erfahrenheit hat mich gelehrt/ daß
nur gar zu wahr dasselbe sey/ waß mich ohne weitere proben daß ansehen eines
so grossen Vatters hette sollen glauben machen. Vnd sieh ich/ daß bey disen
vnßren zeiten/ keiner Leuthe mehr seynd/ als dergleichen Werck<60>meister/
alß Gefässern deß Verderbens ; derenthalben zugericht/ daß die Einfalt darüber
strauchlen solle/ nach deß Psalmens außspruch/ Er sitzt auff der laur bey den
Reichen ingeheim/ auff daß er vmbringe die Vnschuldigen.13 Die zeit/ vnd Noth/
hat noch bißhero/ wider alles Gifft/ ersprießliche gegenmittel zufinden wissen ;
dann auß den Scorpionen zwingt man Oel/ auß den Nattern den Triak/ von den
windigen Hunden nimbt man das Haar/ vnd waß vor ein Gifft auch jmmer sey/
so gebrau<61>chen die Aertzte alß das beste widergifft/ den Stein Bezoar. Wider
jenes aber der Verleumbder/ findet man kein Mittel/ daß das gelte ; dann was
12 Hieron.
13 Psal. 9.
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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 170
- Schlagwörter
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
- Kategorien
- Weiteres Belletristik