Seite - 50 - in Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Bild der Seite - 50 -
Text der Seite - 50 -
50 Textedition
Alters oder Stands auch wer es wolle/ gewesen sey/ so hat es allzeit kräfftiglich
in jhm gewürckt. Vnd wie könten sich gemeine Leuth doch erwehren/ wann
viel grosse König/ ja Kayser selbst/ vor diser Seuch gnug zu wehren gehabt ; Al-
lexander der grosse/ da er hörte/ daß/ ich weiß nicht wer/ von jhme übel redte/
übertrug ers/ sagend/ es sey was Königlichs/ guts thun/ vnd böses anzuhören.
Alß dem Kayser Augusto man <62> fürtruge/ daß ein gewisser Helianus von
Cordova/ vngebürlich von jhm redte/ gabe er volgendes zur antwort. Wir emp-
finden es gar nit/ daß andere übel von vns reden/ daß vns aber andere nicht scha-
den können/ dessen sollen wir vergnügt seyn. Desselben nachfolger am Reich/
der Tiberius/ antwortete dem Rath zu Rom/ der jhn bate/ daß er doch die bösen
Mäuler straffen wolte ; Er hette je nicht sovil weil ; vnd wer einmal dises Fenster
auffthete/ würd die Ohren allezeit mit anbringen vnd klagen/ müssen voll haben.
Auch der Nero (wie scharpff vnd grausam er sonst <63> war) wolte gleichwol
den Vrhebern etlicher wider jhn geschriebenen Reimen/ weder nachfragen oder
sie bestraffen ; sondern gar ein theil derselben/ welcher Nahmen jhm verrathen
worden/ befreyte er der erwürckten Straff. Gnug von den Heyden/ last vns auff
die Christen kommen.
Welchen Heiligen hat nicht geschad die frechheit der Verleumbder Zungen ?
Den Abraham verjagte man auß Caldea, darumb daß die Weiber jhn bezüch-
tigten/ (wie die Griechen auch den Socraten) er verachte jhre Götter ; dahero we-
nig gefehlt/ daß er nit in stuck zerhauen <64> worden. Wegen verleumbdungen
der Philistern/ wurd der Jsaac auch gedrungen/ von Gerara weg zufliehen ; dann
sie sagten/ es hett jhn sein Reichthumb schon zu stoltz gemacht/ vnd verlangte
er jhr Fürst zuseyn. Nicht besser giengs dem Jacob/ mit den Söhnen Labans
seines Schwehers/ die jhn auß Neid zu seinem glück/ so lang vnd vil bey jhrem
Vatter verklagten/ daß er endlich in Canaan widerkehren muste. Auff gleiche
weise müste auch der Joseph/ nach erstlich vbertragnem Neid-stossen seiner
Brüder/ entlich durch falsches angeben hohes verbrechens bey dem König <65>
in Egypten/ ins Gefängnuß geworffen/ vnd kaum nach zweyen Jahren wider loß
werden. was sollen wir vom Moysi sagen/ der doch mit GOtt/ von Angesicht
zu Angesicht redte/ gleichwol Täglich sovil Wider-murmlen/ von dem Volck
erleiden muste/ daß wann der Göttliche beystand/ jhn durch augenscheinliche
Wunderzeichen/ jmmer nit zur Handt wer kommen/ er gar offt bey seinem Volck
in Todts-gefahr gestanden wer/ wie dann eben vnd dasselbe Murmeln/ seine
Schwester die Maria/ mit dem Außsatz gestrafft/ Coran/ Dattan/ vnd Abiron
aber/ von <66> der Erdt verschlungen worden. Derselbe David/ ein Mann nach
dem Hertzen Gottes/ da er noch ein Jüngling/ gegen dem Philister streitten
wollen/ wurde von seinem eignen Bruder vor Stoltz gescholten. Jch will nicht
10
20
30
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 170
- Schlagwörter
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
- Kategorien
- Weiteres Belletristik