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So dörfft Jhr (Winnige Hunde) dann denselben Fürsten einen Ketzer nennen/ der
je vnd allzeit/ ein spiegel vnd vnüberwindlicher Schild/ deß waaren Glaubens
gewesen ist ?
Wann dann der Glauben (reissende Wölff) ein haupt<82>theil der Gerechtigkeit/17
die Gerechtigkeit aber/ der Herrschung so nöthig/ daß ohn dieselbe der Fürst
ein Wüterich ist/ wie wolt Jhr dann für treue Vnderthanen angesehen werden/
wann Jhr dem König in eurer red/ so grosse thorheiten eurer Gottlosen Lehr/
eingeflochtner fürtragen vnd jhm glauben zu ändern/ rathen dörfft ?
Jhr gifftigen Krotten/ vnd wann hieran den Vnderthanen so vil gelegen/ vnd ohne
die<83>sen alles thorheit vnd eytel ist/ vmb wie vil mehr/ soll jhn derselbe/ der
sie beherrscht/ für einen Grund-Satz haben/ damit sein Kleid nit auß zweyerley
gezeug/ von wüllen nemlich/ vnd leinen sey.18
Jhr stichige Schlangen/ vnd wie kan der Fürst mit Menschen-vernunfft allein/ ohn
Göttliche beyhülff/ sich selbst/ vnd andere beherrschen ? wie kan er aber auff
diese hülff hoffen/ wann er dem Jrrthumb nachhengt/ vnd von demselben Bund
weicht/ der <84> jhn bey seinem Eyd verpflichtet/ den Catholischen Glauben
zuhalten ?
Jhr scheuliche Ottern/ vnd wann der Fürst der Sonnen gleich ist/ wer weiß dann
nit/ daß wann er in den finstern abgrund des vnglaubens fallen sollte/ der mangel
seines liechts/ den Vnderthanen eine merckliche ärgernuß bringen würde ?
Vnd habt jhr (hinterlistige Cerasten)19 nit gelernt/ daß deß Fürsten sünden/ an
jhm selbsten nit so vbel/ weil sie vngerecht <85> seynd ; alß darumb/ weil jhm
so vil nach-arten/ die entweder mit jhm zu gleich vmbsatteln/ oder kurtz her-
nach volgen ? vnd daß er jhrer mehr mit seinem Beyspiel/ alß mit eignem fähler
verführ ; daher jhm alle Sünd deß Volcks wird beygemessen ? Zeug sey derselbe
David/ welcher/ ob gleich seine Vnderthanen gesündigt hatten/ dannoch/ als er
den Engel vber jhn mit dem Schwert gesehen/ jhme zuschrye. Jch hab gesündiget/
was haben aber diese Schaff gethan ? wende deine Hand <86> wider mich/ vnd meines
Vatters Hauß.20
Vnd wießt Jhr (zischende Jrr-pfeiler) noch nit so viel/ daß die theile/ gegen jhrem
vollstand so starkk/ alß derselbe gegen den theilen ist/ massen diser/ so im wesen
selbst/ als in der würkung/ von denselben herrührt ? vnd daß dahero alle glieder
sich nach dem kopff richten ; bereitet/ jhm demselben/ alles nach zuthun/ wann
17 Thom.2. 2. q. 83. Arg 7. August. de Civit. Dei, lib. 2. c. 30.
18 Francis. Petrar. de Rel. 6. 3.
19 Schlangen/ mit vier Bokkartigen Hörnern.
20 2. Reg. 23.
10
20
30
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
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- Titel
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 170
- Schlagwörter
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
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