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Vnd werdt jhr heuchlerische Hienen23 laugnen/ daß ein bessers mittel/ die Län-
der zuerhalten sey/ als jhm den Catholischen Glauben/ vnnd dessen Schutz wol
angelegen sein lassen ? Jst es nicht die <92> klare Warheit/ daß wer jhm ohne
widerstand die Völker vnterthänig machen will/ seine eignen Gedancken vorhero
GOtt vnterwerffen muß. Vnd wie vnvernünfftig were nit/ begehren/ auff der
Welt für einen Freyen Fürsten geschätzt zuwerden/ wan man GOtt hingegen/ nit
für den grösten Himels-Herrn durch die anbetung erkennen wolte ?
Abscheuliche in Menschen vergestalte Raub-Vögel/ vnd welcher Glauben vnter allen
so die Welt hat/ neiget sich so viel zum guten/ vnd den Fürsten sicher zu her-
schen/ wie der vnsrige/ <93> als durch den der strengkeit des Gewissens nach/
dem König der Vnterthanen Gut vnd Blut/ wird vnterwürffig gemacht/ daß auch
dieselben voller Laster seyn/ vmb solcher Laster willen/ weder offentlich/ oder
vnderm schein einer Noth-wehr dörffen angreiffen/ sondern müssen an jhme/
die macht vnd das ansehen deß Allmächtigen selbst/ über sich erkennen/ massen
dann vmb solcher willen auch auff keine weiß erlaubt/24 jhm den gebührlichen
Zoll zu entziehen/ nach dem beyspiel Christi selbsten/ der (obwol <94> er hierzu
nit verbunden) denselben gleichwohl hat entrichten wollen/ vmb den andern
keinen anlaß zugeben/ sich diser schuldigkeit zu entschütten.
Wird also auff diese weiß/ den Fürsten ein vollkomner vnd rechtmäßiger gehor-
samb bestätigt/ welches eine Lehr ist/25 den Calvinisten straks zuwider/ als die
keinen andern Fürsten/ ausser der Freyheit deß eignen willens erkennen will.
Jhr grausamen Vnmenschen/ vnd betrachtet Jhr <95> nicht/ daß nit allein so viel
den König/ sondern das Volck selbst betrifft/ diser Staats-zwekk der Catho-
lischen/ in einem hohen werth zuhalten sey ? Habt Jhr noch nie gelesen von
dem Pfaltzgraffen zu Vilna/ einem zwar eben so halstärigen Ketzer wie Jhr seyt/
dem alter aber nach/ vnd der erfahrenheit/ einem menschen hohen ansehens/
welcher/ in dem man bey ledig-stehung deß Polnischen Reich-stuls/ noch vor
Erwehlung deß Steffans Battori/ bey den Polnischen Ketzern/ in zweifel zuge/
welches vnder beyden rathsamer/ einen Catholischen oder Ketzerischen König
<96> zu erwehlen/ seine freye stim gab ; man solte die Ständ dahin vermögen/
daß kein anderer/ alß ein Catholischer zum Reich gelassen würde/ vnd dises in
betrachtung/ daß wann ein Ketzer sich solte deß Königreichs bemächtigen/ so
würde/ wie offt jhm etwann in den kopff käme/ entweder tyrannisch zuhausen/
oder sonsten vngerecht zuherrschen/ kein gegensatz oder absehen gnug seyn/
23 Thier die der Hirten stimm erlernen/ diselbe herauß loken/ vnd hernach zerreissen.
24 Bel. in l. compet. C. de præscrip. 30. ann.
25 Cap. immun. 28. qui Acc. ad Pole.
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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
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- Titel
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 170
- Schlagwörter
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
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