Seite - 135 - in Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
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Kontext der Gegenreformation in Paris 1617 und in Wien 1655
Mächte auf der Seite des katholischen Kaisers im Kampf gegen Frankreich stehen
(Soluta obsidione Fontarabia liberato Navarræ regno manifesta numinis ope catholicis
regis armis votum, S. 23) und daher die Niederländer möglichst bald zum rechten
Glauben zurĂĽckfinden sollten (Adhortatio ad Batavos ut in gratiam cum ecclesia et
rege catholico postliminio redeant, S. 33).
Im Gegensatz zur pietas Ferdinand II. wird von den Zeitgenossen die sapientia
seines Sohnes ausfĂĽhrlichst besungen. So bezeichnet Nicolaus von Avancini in Sa-
pientia terrarum cœlique potens, sive panegyricus funebris […] Ferdinandi III. (Wien :
Matthäus Cosmerovius 1657) den Kaiser als Vollender der Taten seines Vaters, um
sich dann ausfĂĽhrlichst mit den verschiedenen Aspekten seiner vorbildlichen Weis-
heit zu beschäftigen. Nach der Aufzählung aller militärischen Erfolge nennt Avancini
die außergewöhnliche Frömmigkeit, insbesondere den Marienkult und das Gelöbnis,
ein Marienfest am 8. Dezember einzurichten, als Beweis fĂĽr diese Tugend. Mit einer
gravitätischen Anrufung des väterlichen Beschützers des deutschen Reichs und ganz
Europas führt der Autor in sein Thema ein : »o ferdinande ! ô Cæsar ! ô Patriæ Pater !
ô Cor Europæ ! ô Imperij delicium ! ô Regnorum Firmamentum ! ô Religionis columna !
ô Sapientiæ Oraculum ! ô rarum miraculum Imperatorum ! ô Mortalium omnium de-
siderium ! (unpag. S. 2).« Vergleichbar mit der später auf Leopold I. im Drama Pietas
Victrix angewandten Ăśbertragung wird hier bereits Ferdinand III. als Bewahrer des
Glaubens wie Konstantin d. Gr. bzw. Verfolger der Häretiker wie Martianus gefeiert :
»Dicamnè in ferdinando revixisse Religionis Vindicem Constantinum, Asserto-
rem Fidei Theodosium, Divini cultus Propagatorem Valentinianum, Hæreseos fulmen
Martianum, Ecclesiæ munimentum Iustinianum ?« (unpag. S. 16).
Ebenso erläutert z. B. der aus Kärnten stammende Hofprediger Filiberto Bocca-
bella S. J.85 in Domus Sapientiæ Columnarum Septem, Hoc est […] Ferdinandi III. Sep-
templex Imperatoria Virtus (Wien : Matthäus Cosmerovius 1657), dass die Weisheit
im Vertrauen auf Ferdinand III. in Österreich ihr Haus errichtet hat, dessen Säulen
systematisch mit den tugendhaften Eigenschaften des Kaisers verglichen werden. Ei-
gens erwähnt Boccabella nach einem rhetorischen Eingeständnis seiner literarischen
Beschränktheit wieder das der Mutter Gottes gemachte Gelöbnis und die ihr zu Ehren
errichtete Säule auf dem Platz Am Hof in Wien :
Sed minor est voto calamus : Loquere inferior Austria ! Vienna gloriare ! Applaude Praga !
Antiquisima Viennæ Universitas Triumpha, Cæsareo semper Illibatum Virginis Matris Tu-
85 Vgl. Elisabeth Garms-Cornides : PietĂ ed eloquenza. Ecclesiastici italiani alla corte imperiale tra Sei- e
Settecento. In : Marco Bellabarba/Jan Paul Niederkorn (Hg.) : Le corti come luogo di comunicazione.
Gli Asburgo e l’Italia (secoli XVI–XIX). Bologna : Mulino 2010, S. 95–122 ; hier S. 121.
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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 170
- Schlagwörter
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Ăśbersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
- Kategorien
- Weiteres Belletristik