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Vor 1918
Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
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34 Eveline G. Bouwers Sektion I-1 analysiert Gewalt zum Schutz des religiös-kirchlichen Lebens, die sich vor allem in der Begegnung mit politischen Reformen manifes- tierte  – weshalb sie im 19.  Jahrhundert überwiegend der Austragung säkular- katholischer Konflikte diente. Im ersten Beitrag untersucht Philip Dwyer den Widerstand gegen die revolutionäre und napoleonische Expansionspolitik in den von Frankreich annektierten oder unter ihrem Einfluss stehenden Gebie- ten. Historiker haben diese Proteste meist als »Gegenrevolution« gewertet. Dwyer argumentiert hingegen, dass dieser Begriff der Bedeutung des Faktors Religion für die Entstehung und Austragung lokaler Widerstandsaktionen nicht gerecht wird. So waren es vor allem Maßnahmen, wie das Verbot zur Aufnahme von Novizen, das Prozessionsverbot und die Konfiszierung von kirchlichem Besitz, die innerhalb der Bevölkerung auf vehemente Ablehnung stießen. Der Fehler französischer Eliten war, dass sie die soziale Bedeutung von Religion (wie vom Konservativismus generell) nicht erkannten und mit ihrem Antiklerikalismus die gegen sie gerichtete Gewalt geradezu hervorrie- fen. Das Kapitel von Eveline G. Bouwers lenkt den Blick auf Belgien. Zwar galt das 1830 gegründete Land vielen, darunter Papst Leo  XIII., als gelungenes Beispiel für die Kooperation zwischen Katholiken und Liberalen, doch brach der Unionismus 1857 zusammen. In den Folgejahren kam es immer wieder zu teils gewaltsam ausgetragenen Konflikten um die Grenzen des religiösen Raumes, so auch nachdem die Liberalen 1879 ein neues Schulgesetz verab- schiedeten, das den klerikalen Einfluss im Bildungsbereich einschränken sollte. Anhand des Beispiels vom westflämischen Dorf Heule erörtert Bou- wers den lokalen Widerstand gegen das sogenannte »Unglücksgesetz« und hebt die Pluralität katholischer Positionen hervor. Während das Episkopat eine kirchlich-soziale Ausgrenzung der Schulreformunterstützer befürwor- tete, lehnten katholische Parlamentarier diese ab  – aus Angst, die katholische Öffentlichkeit zu spalten. Auch die Gläubigen waren sich über die richtige Antwort auf die liberale Bildungspolitik uneinig und griffen nur mancher- orts zu gewalttätigen Protestformen. Je stärker die Polarisierung zwischen katholischer und liberaler Seite mit der Zeit wurde, desto erfolgreicher war die Versöhnung innerhalb des katholischen Lagers, womit die ersten Wei- chen für die »Versäulung« im 20.  Jahrhundert gestellt wurden. Sektion I-2 handelt von Gewaltakten, die Gläubige in ihrem Kampf mit der kirchlichen Hierarchie begleiteten, z.B. wenn lokale religiöse Praktiken drohten abgeschafft oder überhaupt nicht anerkannt zu werden. Der bereits zitierte Beitrag von Brian A. Stauffer zeigt, wie mexikanische Gläubige wäh- rend den 1870er Jahren gegen Staat und Kirche aufbegehrten. Angefangen hatte die Gewalt der religioneros, als die Regierung den Einfluss der Kirche gesetzlich eingrenzte und alle Staatsdiener zu einem Eid auf die Verfas- sung zwang. Doch es war die Verweigerung ultramontaner Bischöfe, sich für den Erhalt lokaler Glaubenspraktiken auszusprechen, die das Fass zum
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
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