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Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
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51Religion und Gewalt in den Revolutions- und Napoleonischen Kriegen Beziehungen zwischen Kirche und Kaiser jedoch abermals und erreichten mit der Verhaftung Papst Pius’ VII. und der anschließenden Exkommuni- kation Napoleons einen Tiefpunkt. Hatte man Napoleon zu Beginn seiner Laufbahn noch als antiklerikal angesehen, wurde er in späteren Jahren gar als Antichrist dargestellt28. Über seinen Verwaltungsapparat setzte er weiter- hin religiöse Reformen durch  – Reformen, die unter früheren revolutionä- ren Regierungen zum Teil nur unvollständig durchgeführt worden waren  –, weiterhin entweihten Besatzungstruppen Heiligtümer und ergriffen die Prä- fekten antiklerikale Maßnahmen, zuweilen in bewusstem Widerspruch zum Konkordat. Wie schon am Höhepunkt der Revolutionskriege sollten wäh- rend der Napoleonischen Kriege religiöse Gefühle zur Schlüsselkomponente patriotischer Gefühle werden, so auch in Mitteleuropa während der Befrei- ungskriege 1813–1814. Ein Krieg um »Religion und Recht« Die von den Franzosen verübten Gräuel an allem Religiösen ließen die Gläu- bigen erschaudern und riefen in vielen Gemeinden passiven wie offenen Widerstand auf den Plan29. Schon die Beschlagnahmung von Kirchenglo- cken konnte zuweilen nur unter Anwendung militärischer Gewalt stattfin- den, so etwa im belgischen Waremme. Im rheinischen Herschwiesen wurden französische Soldaten, die sich an einem Heiligenstock zu schaffen mach- ten, von einer 4  000 Menschen starken Menge angegriffen30. In solcher von Menschenmassen ausgehenden Gewalt brach sich Unmut über tatsächlichen oder vermeintlichen Machtmissbrauch Bahn; er steht damit in einer langen, in der frühen Neuzeit einsetzenden Tradition kollektiver Gewaltanwendung und mithin in Zusammenhang mit der von William Beik sogenannten »Kul- tur der Vergeltung«31. Setzte sich eine Menge gegen solche Übergriffe und Kränkungen zur Wehr, dann aus dem Empfinden heraus, hier stünde eine (religiöse) Tradition auf dem Spiel. 28 Vgl. Philip Dwyer, Citizen Emperor. Napoleon in Power, London 2013, S.  438–441. 29 Vgl. Minke, La vie religieuse, S.  69. 30 Vgl. Aston, Christianity and Revolutionary Europe, S.  230; Blanning, The French Revolution in Germany, S.  237. 31 Vgl. William Beik, The Violence of the French Crowd from Charivari to Revolution, in: Past & Present 197 (2007), H.  1, S.  75–110.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
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