Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Seite - 241 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 241 - in Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert

Bild der Seite - 241 -

Bild der Seite - 241 - in Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert

Text der Seite - 241 -

Richard Hölzl Missionare als Opfer muslimischer Gewalt? Zur Konstruktion, Verbreitung und Wirkung eines Erzählmusters während des Kolonialkriegs an der ostafrikanischen Küste, 1888 / 1889 In den Jahren 1888 und 1889 vollzog die deutsche Reichsregierung endgül- tig die Wende vom indirekten, über Handelsgesellschaften wie der 1882 von Carl Peters gegründeten »Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft« (DOAG) vermittelten Kolonialismus zur direkten staatlichen Kolonialherrschaft. Anlass zu dieser kolonialpolitischen Wende war der kriegerische Widerstand der ostafrikanischen Küstenbevölkerung gegen die DOAG. Diese versuchte, den Handel mit Hilfe von Zollstationen entlang der Küste unter ihre Kont- rolle zu bringen und die Marktmacht der arabischen und Swahili-Händler zu brechen1. Im Reichstag stellte die Regierung Bismarck den Kolonialkrieg als Religionskrieg und Aufstand der Sklavenhändler gegen die humanitäre Intervention christlicher, europäischer Mächte dar. Der Konflikt zwischen der DOAG und der Küstenbevölkerung dauerte bereits ein halbes Jahr und die deutsche Marine hatte eine Blockade des Küstenhandels durchgesetzt, als im Januar 1889 die Stationen der Berliner Mission in Daressalam und der deutschen Missionsbenediktiner in Pugu zerstört, drei katholische Mis- sionsangehörige getötet und weitere entführt wurden. Dies konnte von der Reichsregierung als Beleg für einen Religionskrieg gewertet werden, eine Deutung der Gewalt, die bereits von den Missionsbenediktinern unmittel- bar nach Bekanntwerden der Ereignisse verbreitet wurde: Ihr Gründer und Leiter Andreas Amrhein schrieb vom »Fanatismus [der] Anhänger der Fahne Mohammeds und der Rache der Sklavenhändler«2. Dass der Anführer der Küstenbevölkerung, Abushiri ibn Salim al-Harthi, gegenüber französischen Missionaren vor Ort verkündet hatte, der Kampf richte sich nicht gegen die Missionen und sie stünden unter seinem Schutz, fand keine Erwäh- 1 Vgl. Michael Pesek, Koloniale Herrschaft in Ostafrika. Expeditionen, Militär und Verwaltung seit 1880, Frankfurt  a.M.  u.a. 2005, S.  185–189. 2 Andreas Amrhein, Bericht und Aufruf zur Befreiung der gefangenen Missionäre und Missions-Schwestern in Ostafrika, 16.  Januar 1889, Archiv der Missionsbene- diktiner in St.  Ottilien [ArchOtt] Z.1.06.
zurück zum  Buch Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert"
Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
Geschichte Vor 1918
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Glaubenskämpfe