Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Recht und Politik
Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Seite - 69 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 69 - in Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin

Bild der Seite - 69 -

Bild der Seite - 69 - in Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin

Text der Seite - 69 -

69 Das Strafgesetz 1852 Elisabeth Greif • Verkehrte Leidenschaft ¶ einen » Sexualtrieb mit abnormer Stärke « aufwies.274 Die Gesetze soll- ten daher nur » wirkliche Päderastie « im Sinne einer » immissio pe- nis in anum « bestrafen.275 Anders urteilte Krafft-Ebing über die erwor- bene konträre Sexualempfindung: Die » gezüchtete, nicht krankhafte Päderastie « bilde » eines der entsetzlichsten Blätter in der Geschichte menschlicher Ausschweifung « 276. Diese » Sorte von Päderasten « zähle zu den gemeingefährlichsten Verbrechern, weil sie » zumeist Knaben nachstellt und sie an Leib und Seele verdirbt. « 277 Dem » Amor lesbicus « widmete die Psychopathia sexualis einen eigenen Abschnitt. Das Ver- hältnis sei » mutatis mutandis das gleiche wie bei Männern « 278, auch das zahlenmäßige Verhältnis entspreche dem mann-männlichen Verkehr. Die forensische Bedeutung gleichgeschlechtlicher Unzucht zwischen Frauen schätzte Krafft-Ebing allerdings gering ein. Sie könne nur in Ös- terreich in Betracht kommen, da das deutsche Strafgesetz ausschließ- lich die gleichgeschlechtliche Unzucht zwischen Personen männlichen Geschlechts pönalisierte.279 Für die Entwicklung der Rechtsprechung in Österreich wurde Krafft- Ebings Unterscheidung zwischen Päderastie und der sexuellen Befrie- digung Homosexueller bedeutsam. Während » die Päderastie [ … ] der Homosexualität fremd ist « 280 und » die abscheuliche Praktik sittlich tiefstehender libidinöser Menschen « darstelle, würden homosexuelle Männer » Automasturbation faute de mieux, brünstige Umarmung, die eventuell, bei hinreichend reizbarer Schwäche des Rückenmarks, zur Ejaculation genügt, andernfalls mutuelle Masturbation, Coitus inter femora aut in os viri dilecti « 281 betreiben. Konträrsexuell veranlagte 274 Vgl Krafft-Ebing Richard von, Psychopathia 12 406. 275 Vgl Krafft-Ebing Richard von, Psychopathia 12 404. 276 Krafft-Ebing Richard von, Psychopathia 12 415. 277 Krafft-Ebing Richard von, Psychopathia 12 416. 278 Krafft-Ebing Richard von, Psychopathia 12 429. 279 Vgl Krafft-Ebing Richard von, Psychopathia 12 429. Dieser Umstand dürfte mitverant- wortlich gewesen sein für das geringe Interesse anderer deutschsprachiger Sexu- alwissenschafter an der Untersuchung konträrsexueller Frauen. In der englischen Übersetzung der » Psychopathia sexualis « wurden Teile von Krafft-Ebings Auseinan- dersetzung mit weiblicher Konträrsexualität sogar ausgelassen, siehe Bauer Heike, Theorizing Female Inversion: Sexology, Discipline and Gender at the Fin de Siècle, Journal of the History of Sexuality 2009, 84 ( 96 f ). 280 Krafft-Ebing Richard von, Der Conträrsexuale vor dem Strafrichter. De Sodomia ra- tione sexus punienda. De lege lata et de lege ferenda. Eine Denkschrift ( 1894 ) 9 ( Hervorhebungen im Original ). 281 Krafft-Ebing Richard von, Conträrsexuale 9.
zurĂĽck zum  Buch Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin"
Verkehrte Leidenschaft Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Aus- und Verhandlungsprozesse vor dem Landesgericht Linz 1918 – 1938
Titel
Verkehrte Leidenschaft
Untertitel
Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Autor
Elisabeth Greif
Verlag
Jan Sramek Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7097-0205-5
Abmessungen
15.0 x 23.0 cm
Seiten
478
Kategorie
Recht und Politik
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Verkehrte Leidenschaft