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Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
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129 Die österreichische Reformdiskussion von 1852 bis zum Ersten Welkrieg Elisabeth Greif • Verkehrte Leidenschaft ¶ gesetzes über Verbrechen und Vergehen für die im engeren Reichsra- the des österreichischen Kaiserstaates vertretenen Länder «.502 Hyes Ent- würfe bildeten die Grundlage für die von einer Ministerialkommission ausgearbeitete und am 27. Juni 1867 durch Justizminister Anton Emanuel von Komers im Abgeordnetenhaus eingebrachte Regierungsvorlage ei- nes neuen Strafgesetzes.503 Der Entwurf Hye regelte im XIII. Titel » Nothzucht, Schändung und andere strafbare Arten der Unzucht oder Verletzungen der öffentlichen Sittlichkeit und Schamhaftigkeit; Kuppelei; mehrfache Ehe und andere gesetzwidrige Ehen und Ehebruch «. § 189 des Entwurfs Hye sah vor: » Widernatürliche Unzucht, d.i. Unzucht mit Personen näm- lichen Geschlechts oder mit Tieren, wird als Verbrechen mit Zuchthaus von 8 Monaten bis zu Einem Jahre bestraft. « 504 Die Regierungsvorlage 1867 widmete sich den Sittlichkeitsdelikten im XVI. Titel. Zu den » anderen strafbaren Arten der Unzucht « zählte sie die Verführung zur Unzucht, die Blutschande, die Unzucht zwischen Seitenverwandten und die Unzucht zwischen Verschwägerten. Die Un- zucht wider die Natur schied sie dagegen aus dem Kreis der strafbaren Handlungen aus. Diese Vorgehensweise hatte nicht nur die Stimmen- mehrheit in der Kommission gefunden: Auch Hye, der hinsichtlich des Strafgesetzes 1852 noch angemerkt hatte, die gleichgeschlechtliche Un- zucht stelle einen » Angriff auf die religiöse und sittliche Unterlage der staatlichen Ordnung, [ … ] ein Schütteln und Rütteln an den wichtigsten Grundfesten des Staates « 505 dar, schloss sich anlässlich der Beratungen der Auffassung an, dass das Delikt der widernatürlichen Unzucht in ei- nem neuen Gesetz aufzugeben sei.506 Für die geplante Entkriminalisierung der widernatürlichen Unzucht führte die Kommission eine Reihe von Gründen an. Zunächst gäbe es Sittlichkeitsdelikte, bei denen » der Act der Geschlechtsbefriedigung 502 Vgl Hoegel Hugo, Geschichte 99. 503 StenProtAH 14. Sitzung der 4. Session am 27. Juni 1867, 251. Vgl Hoegel Hugo, Ge- schichte 99. Allgemein zu diesem Entwurf vgl Glaser Julius, Studien zum Entwurf des österreichischen Strafgesetzes ( 1871 ). Die Regierungsvorlage 1867 führte zur Novelle vom 15. November 1867, RGBl 1867 / 131. 504 Zitiert nach Bachitsch Inge Nora, Entwicklung 156. 505 Hye Anton, Strafgesetz 47 ( Hervorhebungen im Original ). 506 Vgl Motive zu dem von dem k.k. Justizministerium im Jahre 1867 veröffentlichten Entwurfe eines Strafgesetzes über Verbrechen und Vergehen ( 1867 ) 109.
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Verkehrte Leidenschaft Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Aus- und Verhandlungsprozesse vor dem Landesgericht Linz 1918 – 1938
Titel
Verkehrte Leidenschaft
Untertitel
Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Autor
Elisabeth Greif
Verlag
Jan Sramek Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7097-0205-5
Abmessungen
15.0 x 23.0 cm
Seiten
478
Kategorie
Recht und Politik
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