Seite - 27 - in Grätz - Ein naturhistorisch-statistisch-topographisches Gemählde dieser Stadt und ihrer Umgebung
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Wenn gleich die Hauptstadt der Steiermark in Ansehung
des malerischen Charaktere ihrer Lage sich nicht mit dem alter-
thümlichen und reichbeihürmten Prag, oder in Hinsicht der
Auedehnung und Großartigkeit der Häusermassen mit der un-
garischen Toppelstadt Pesth-Ofen messen kann, so weicht sie
doch auch hierin keiner der übrigen Städte der deutschen Erb-
länder Oesterreichs, und läßt dafür alle durch seine überaus
freundlichen Umgebungen weit hinter sich uirück. Tiefe bieten
dem Auge freilich keinen sc großartigen Anblick, wie die Um-
gebungen von Salzburg cder Innebruck dar, aber dasür werden
sie auch an Lieblichkeit und Anmuth ihrer Thälcr und Flä-
chen, und an Weichheit der Umrisse ihrer Hügel und Verge
nur von den reizenden Landschaften der Hauptstadt Toscana's
übertroffen.
Fast in der Mitte des Landes — sieben nnd zwanzig und
eine halbe Meile von Wien und vier und vierzig und eine
halbe Meile von Trieft entfernt — am nördlichen Nande einer
von sanften Rebenhügeln und freundlichen Waldbergen begränz-
ten Ebene, zu beiden Seilen der raschen und kristallklaren
Nur gelegen, um den vereinzelt aus der Fläche auftauchenden
Echloßberg herumgeschlungen, zumeist iu der freundlichen Flä-
che selbst ausgebreitet, zum Theile aber auch auf den sanft
anschwellenden Höhen verstreut, die im Osten bis nahe an
das Glacis der Siadt heranrücken, stellt sich Gräh, vom Gipfel
des Schloßbcrgee aus angeschen, gar malerisch nnd doch wie-
der sc ganz eigenthümlich dar; da es hier einzelne dnrch
Wiesen, Felder und Gärten von einander getrennte Vcrstadt-
gässen weit in die blühende Landschaft hinausstrcckt, und dcrt
mehre der ihr nmäckst liegenden Hügel mittelst zahlreicher Hän-
sergruppcn bereite längst zu ersteigen angefangen, so daß das
Weichbild von Gräy schon einen Umfang von mehren Stun-
den gewonnen hat, der aber freilich nicht bloß Gebäude, son-
dern überhaupt alles in sich schließt, was ein ganzes Land
zu verherrlichen geeignet ist, nämlich: Hohen und ^erge, Thä-
ler und Schluchten, Wälder und Auen, Gärten nnd Wein-
berge, Felder und Wiesen, und überhaupt einen großen Theil
der nächsten Landschaft, der man es gar nicht ansieht, daß sie
schcn innerhalb der Linien einer Stadt liege.
Aus dieser weit herum ausgebreiteten, aber vielfach un-
terbrochenen Häuscrmassc erheben sich zahlreiche Kirchthürmc ')
l) D>r Tdurmc u„0 Tkürmchcn zählt Grätz überhaupt in dcr ZtaVt l , ,
Grätz
Ein naturhistorisch-statistisch-topographisches Gemählde dieser Stadt und ihrer Umgebung
- Titel
- Grätz
- Untertitel
- Ein naturhistorisch-statistisch-topographisches Gemählde dieser Stadt und ihrer Umgebung
- Autor
- Gustav Schreiner
- Verlag
- Verlag Franz Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1843
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.55 x 20.25 cm
- Seiten
- 638
- Schlagwörter
- Graz, Steiermark, Stadt
- Kategorien
- Geschichte Chroniken
- Geschichte Vor 1918