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?ie Nlmfrau.
Graf.
Wie sich doch dic Stuuden dclnien!
Was ist wohl dic »flotte, Perta?
Pcrta
zur Ardcit letzend!,
Sieben Uhr hat's kaum geschlagen,
Graf.
Lieben? Und schon dunkle Nacht! —
>.'lch, das Jahr ist alt geworden,
Fürzer werden seine Tage,
Starrend stucken seine Pulse,
Und es wnntt dein enabe zu,
Vcrw.
Ei, lomiut dock, der lwld..' Mai,
Wo das Feld sich tlcidet ue>,,
Wo oie Lüfte sanfter ,vel,eu
Und die Vlumcn auferstehen,
Gillf.
Wohl wird sich das Jahr ernencn,
Niese Felder werdeu grüne,,,
Viese Bäche werden fliese,,,
Und die Blume, die ,e!U welket,
Und das Kinderhaupt erheben
^fiuen ihre klaren Äuge,,,
Frenndlich lächelnd, wie zuvor.
Jeder Vauni, der jel.'t im Sturme.
Seine nackten, dürren Arme,
löilfeflehend, streckt zum Bimmel,
Wird mit neuem (^rim sicl, Neiden.
Alles, was nur lebt uud webt
In dem ,<?ause der Nmnr,
Wett umlier, in Wald und ^lur,
Wird sick) srischen Bebens freuen,
Wird im Lenze sich erneuen;
Nie erneut sich Borotin!
Bnia,
Ihr seid traurig, lieber Vater!
Graf.
Glücklich, glücklich nenn' ic!i I,u,
?em des Daseins lelile Stnnde
Schlagt in seiner Kinder Mitle,
Solches Scheiden heißt nicht Sterben,
Venn cr lebt im Angedenken,
3edt in seiner Kinder Taten,
Lebt in seiner Entel Muud
2ie der Pflanze sorglich wartru
lind die späte Frucht qeuienei,,
Im Genusse doppelt !ül,leui>
Ten Genuß und das Gescheut,
O, es ist so süß, so lalnud,
Tas, was uns die Väter gaben. ^eim'u «iudern m»v>!li
Uud sich selbst zu überleben!
Berla,
ilbcr diesen bösen Vlies!
I>,r wuN ersl so !>citer, Vater,
Teid mit eins Ihr uiu^eslüuuit,
Graf.
Ach, es ist uirbi diesem Schreibeu —
Teiueu Iuhult tmiut' ich ahnen —
Taf, d>is ^cln>!!li> >nn bcschlosie,,,
Von der Erde cinszustos,^,
Ta> Oesäilecht der Boroü,,,
3ie!>, n,an schreibt mir, das! ein Vetter,
Den ich kaum einmal geselle,,,
kinderlos, ein weltev ^l,'io,
Gnhlings über Nacht gestorben;
Und so bin ich denn der Leule
Vou dem IiochbernlmM'u ^lauiuie,
Ter nitt unr zusilliä, erlischt.
Ach! kein Sohu folgt meiner V>H>>^ ,
Trauernd wird der Lcicheuhcrold
'.niir nach in dic Grnbe legen, —
Cs geht eine alte Sage,
7vor!gepflanzt uun Äc'und zu Vlund,
Tas; die Äliusran uuseio >?a»seo,
ilb begangner filiU'e»^^ ?>nen
Wandeln müsse ohne '>>nl>,
Bis der letzte Zweig de> 3tam,ueö,
Den sie selber hat gegründet,
Ausgerottet oou der l^rde,
Nuu wohlan, sie mag sich freue»,
Teun ihr Ziel ist nicht mehr fern!
Fast möcht' ich das Märchen glauben,
?!'!!>! sürwahr, ein mächt'ger Fiuger
kräftig stand ich, herrlich blühend,
Iu der Ä,>citte dreier Brüder;
Alle raubte sie der Tod!
lind ein Weib führt' ich nach Vause,
Schiin uud gut und hold wie du.
Hochbeglückt war unsre Ehe,
Bald wart ihr meiu einiger Trost,
kleine einz'ge Lebensfreude,
Tenn mein Weib ging ein zu Gott,
Sorgsam, wie mein Augenlicht,
Wal>rtc ich dic teuern Pfänder,
Welche Älugln'it. wc!,1,l' Macht
Mag das Opfer wohl erhalten,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515