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Die ?
slanu ein ^^aliubild so umarme»?
Und blickt also ein Phantom?
Füüle, fühle, ich bin's selber,
Tie i,i deiueu Ar,neu liegt,
Iaromii.
Ja, du bist's! Ich suhle freudig
Deine lvarnien Pulse klopfen.
Deine» laueu Atem wehn,
Ja, das sind die llaren Augen,
Ja, das ist der liebe Muud,
Ja, d>i^ isi die süße Stimme,
Ja, du bist's, dn bist's, Geliebte! —
Verta.
Wie du zitterst'!
Iaromlr,
Zittern! zittern?
Wer ficht das und zittert nicht?
Bin ich doch nur Fleisch und Blut,
hat doch keine wilde
BärinÄ,.i>,
im rauhen Forst geboren
lind uiit Ti^eriuarl genährt,
Stelit auf meiner offnen Stirne
U,,d der Mensch hat seine Grenzen;
Sich fciu '.'.'^ ,t iu, staube windet,
Seiner >llu>i>n-it Äug' erblindet,
Uud seiu ^unreo ,',a^e>!d spricht:
Vio lnelier und iveiler uicht!
Bcrta.
Du bist krank, ach, geh zurück.
Geh zurück uach deiuer «ammer,
Iaiomlr.
Eher in die heiße Hölle,
Als noch einmal auf die Stelle!
Arglos und oertraucusuol!
In das weite Prunkgemach,
Müde, ruhelcchzcnd steig' ich
Schnell das hohe Bett hiuan,
Wehend fühl' ich schon den Schlummer,
Mild, wie eine Friedenstaube
Mit d^u ^l;wcig in dem
Munde,Über
un'iuem Kauple sänvebcn
Iryi,', jeho senkt sie sich,
Tusil ->iu>,c iosselt mich, ^
Da durchzuckt es meine Glieder,
Iäi r^ivache, horch' und lausche
i.'aut U'ird's in dem ödeu Zimnicr,
Na>,s>l)l'ud wogt es um mich her, Juckend fahle Lichter schimmern.
Und der Ttauo gewmnt Gestalt,
Schleppende Gewände rauschen
Nurch das Zimmer auf und nieder,
Wimmert es ein dreifach Wehe!
Na reiß' ich des Bettes Vorhang
Auf mit ungestümer Hast:
Starrt die Nacht mich glotzend au,
Lichter seh' ich schwindelnd dreheu
Und mit tausend fahlen Ringen
Kriecht an mich mit hundert Füßen,
Fletscht auf mich mit hundert Fratzen;
Und an meines Bettes Füßen
Und ein Antlitz tauchet auf,
Mit geschloßne'n Leichcnaugen,
Mit bekannten holden Zügen,
Ja, mit deinen, deinen Zügen,
Jetzt reißt es die Angen auf,
Starrt nach mir hin, und Entsetzen
Zuckt mir reißend durchs Gehirn,
Anf spring' ich vom Flammenlager,
Und durchs flirrende Gemach
Wie von Furien gepeitscht
Lang' ich an hier in der Halle,
Da hört' ich dich, .Holde, beten,
Will zu dir ins Zimmer treten,
Na verstellt mir ^ Siehst du? Siehst du?
Beita.
Was, Geliebter?
Iaiomlr.
Siehst du nicht?
?mt im Winkel, wie fich's regt,
Wie's gestaltlos sich bewegt!
Vertll.
Es ist nichts, Geliebter, nichtS,
Als die wilde Ausgeburt
Der erhitzten Phantafie,
Tu bist müde, ruh ein wenig.
Ich will schützend bei dir stehn,
Labekühlung zu dir wehn,
Iaramir
Mtzenb, an ihre Biust gelehnt!.
Habe Dank, dn treue Seele!
3i,s,co Wesen, habe Taut!
Daß der Holle Nachtgesftenster,
Scheu vor dem geweihten Kreise,
Nicht in meine Nahe treten.
Lieg' ich so in deinen Armen,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515