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Die Ahnflllu.
Ilberred't die Lippe nicht,
Taß es leichte Menschen gebe,
Teren Liebe nicht bloß brennt.
Auch verbrennt, und dann erlischt,
Mensche», die die Liebe lieben,
Aber nicht den Gegenstand,
Vie die keusche Nose küssen,
Aber nicht, weil sie die Rose,
Weil sie eine Blume ist.
Bist du auch so, stummer, Böser?
Ich will dir die Flügel binden,
Binden — binden, Trotz'ger — binden,
Taß kein Gott sie lösen soll!
Iarouiir.
Süßes Wesen! —
Graf <l,inliiclbli<l«,!!>).
Wie sie glüht,
Wie es sie hinüberzieht!
Und im Strudel fortgeschwommen,
Ten ich wandeln soll und muß;
Stemmt gleich manches sich entgegen,
Glimmt gleich in der ticsstcu Brust
Von der eiust so mächtigen Glut,
Töricht Treiben! Eitles Trachten!
Ter Palast ist eingesunken,
Eine Hütte für mein Kind,
Wohl, es sei! Ach, wie so schwer
In der Jugend Lenz empfangen,
holde Zeichen, eingcgrabcn
Ļs des Alters morscher Brust/
Als sie mir geboren ward
Wie durchlief ich im Gedanken
Nach dem künftige» Gemahl,
Fand den höchsten noch zn niedrig,
Tamit isl's »im wohl vorbei!
Äch, ich si,l,l' es wohl, wir scheiden
AIs uo» emem schönen Traum!
Vcrtll
halt nur still, du Ungeduld'ger!
Graf.
Und ziemt mir so ekles Wählen?
Wenn es wahr, was er gesprochen, Iaromir!
Ans der fernen ^Jugendzeit
Meine Stirn vorüber schwebt;
Wenn sie wahr, die alte Sage,
Nur durch tief geheime Sünden —
Vcrtll
tthi Wer! betrachtend,.
So, NUN steht es scholl und gut.
Daß mich nicht die Arbeit rc»c!
Glllf.
Iaromir cal,lg»,ch>eil,).
Was? — Ihr, Herr Graf!
Graf,
Von den Neinen, deiner Abt»,ist,
Iaromir von Lschcn heißt du,
Fern am Rhein wardst du geboren.
So erzählte mir mein Mädchen,
Aber weiter weiß ich nichts,
Illiomir.
Ist doch weiter auch nichts übrig,
Arm, so arm, daß, wenn dies .herz.
Ein entschloßner, lräft'ger Sinn
Und ein schwergeprüfter, doch vielleicht
Grade darum festrcr WiIK>
Nicht für etwas gelten können,
Ich nichts habe und nichts bin,
Graf,
Du sagst viel mit wenig Worte», —
Also recht! du bist mein Mann!
Sieh, mein Sühn, ich bin ein Greis-
Nie Natur winkt mir zu Grabe,
Und ein dunkel, d»mftf Gefühl
Nennt mir nah des Lebens Ziel,
Nie hab' ich dem Tod gezittert,
Und auch jetzt schreckt er mich nicht,
hier in meinem herzen lesen,
Was sie alles mir gew^e»,
Naß ich sie allein muß lassen
In der unbekannte» Welt,
Das macht mich dem Tod erblassen,
Nas ist's, was >o tief mich auält,
3chlaferwach<rö Ä»< gefallen;
Tu weißt ihre» Weit zu schätzen,
Weißt z» schiiyen, was dir weN;
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515