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Die Ahnfrau.
Pcrta.
Und mein Vater?
Iaromir.
Weib, und ich?
Wohl, so bleib: anch ich will blauen,
hier, hier sollen sie mich finden,
Fassen, würgen, fesseln, binden,
Hier vor deinem Angesicht,
Wolil, so bleib, dn gnte Tochter,
Pflege deinen grauen Vater,
Fuhr lustwandelnd ihn hinaus,
.Hin zn jeuer schu'arzcn Stätte,
Wo auf sturuidurchivehtem Pelle,
Im dnrch dich uergoßnen Vlnl
Tein ermordet Liebchen rnl,t.
Jene modcrudeu »^beine —
Ach, halt ein! Vrrta.
Iaramir,
Du willst?
Vcrta ^» °l„i„,«ch!ig).
Ich will!
Iaroniir,
So hab Tauk', hab Taut, mein Leben!
Schnei! ,eyt fort, ich taun uicht loeilen,
Meiue ^pur ist schon entdeckt.
Dieses Schloß wird man durchspüren,
Sie durch die !>cmäcl,er fiihren,
Abwärio suchen ie>tt die 3p,il,er,
Tiesco 2cblosse>5 'Außeniverke,
Sind dem Räuber längst bekannt!
Dorthin will ich mich verbergen,
Bis der Augenblick erscheint,
Wenu erschallt die zwölfte Stunde,
U,id lein lebend Ä e^seu wacltt,
Mit der stillen Mitternacht,
Führt ein Fenster nac!, dem Freien,
Dort, mein Kind, sollst du mich sehn.
Von der lieben >>ind erschallt,
Säniell dal,in, wo unter deichen
Mir die^ liebe '^eben ivallt,
Tort, an deiner Väter Särgen,
Tie Vildacbt und Ärgwohn fliehn,
Und daun schnell ins Hveite hin.
Also lmnmst du?
Vlltll llcilc,. Also willst du? Iaromir.
Nerta.
Ja, ich will.
Icht leb wohl, denn ich muß fort,
^a>; sie nns nicht iiberraschcn:
Doch, noch eins, Kind, schaff' mir Waffen!
Verta.
Vaffcn? Waffen? Nimmermehr!
Selber nach dem eignen Leben —
Sei nnr unbesorgt, mein Kind,
Seit ich weiß, wie du gesinnt,
Seit ich deinen Schwur gehört,
Hat mein Lebeu wieder Wert.
Anch bedürft' es nicht der Waffe» i
lim mir Freiheit zu verschaffen,
Wär' dies Fläfchchen wohl gcnna,.
Bcrta.
Fort dies Fläschchen!
Iaromir.
!>liud, warum?
Vcrtll.
ilhnc daß mein Herz zerrissen?
Illrumir.
Macht's dich rnhig, niiiun es hin!
<D»s Fläschch?n auf den Tisch weifend,,
Tuch NUN schaff mir Waffen, Waffen!
Berta.
Waffen? Ach, wol)er?
Iaromir.
Li, hängt nicht,
Hängt denn nicht an jener Mauer
Dort ein Dolcb?
Vcita.
Ach, laß ihn, laß ihn!
^ieh ihn nicht ans seiner Scheide,
Von dem Dolche, den du siebst,
Ward der Ahufrnu unsers Hauses
Einst in uuglüclsel ger stunde
Als ein Zeiche» hängt er da
Vo» dem uächlliclieu Verhängnis,
Blut'ges hat er schon gesehn,
Vlnt'gcs tan» noch jetzt geschehn!
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515